Niemand kann ernsthaft überrascht sein, wenn derzeit Linke und AfD stärker werden. Wenn die CDU nach der Wahl den von ihr selbst propagierten Richtungswechsel nicht schafft, werden die politischen Ränder davon profitieren.
Es ist im Grunde noch schlimmer gekommen als befürchtet. Die CDU muss nicht nur schon wieder mit der SPD koalieren, sie hat sich auch noch bei der Bundestagssitzung zum Thema Milliardenschulden von den Grünen vorführen lassen wie ein Tanzbär.
Die AfD braucht in der Zeit bis zur nächsten Bundestagswahl keine Werbespots zu erstellen, es genügt diese Bundestagssitzung in Dauerschleife über die sozialen Medien laufen zu lassen.
Nun kann einem die CDU egal sein oder auch nicht – das Problem dabei ist, dass zum wiederholten Male die Wähler oder potenziellen Wähler der CDU massiv vor den Kopf gestoßen wurden. Alle Wähler, die eine konservative Politik wollen, die Wirtschafts- und Sicherheitspolitik höher priorisieren als Sozialpolitik oder die einfach keine SPD oder Grünen mehr in der Regierungsverantwortung sehen möchten, werden sich getäuscht fühlen. Und es fällt leider sehr schwer, dem zu widersprechen nach dieser 180-Grad-Wendung.
Das nun ausgerechnet die Linken noch davon profitieren, liegt wohl vor allem am Mangel an linken Alternativen. Solange wir uns als Wähler einreden lassen, gegen Rechts hilft viel Links, sind solche Ausschläge auch nicht zu vermeiden.
Das, was jede Demokratie aber wirklich braucht, ist der Wechsel. Nach der nun jahrzehntelangen vorherrschenden Meinung, dass nur und ausschließlich Sozial- und Umweltpolitik das einzige Maß aller Dinge sei, müssen wir wohl oder übel endlich umdenken. Wirtschafts- und Sicherheitspolitik sind ebenfalls ein wichtiger Faktor für eine funktionierende Gesellschaft und kein Zeichen von rückschrittlichem Denken.
Ein wichtiger Indikator für die kommenden Wahlentscheidungen kann dabei sein, bei welcher Partei gerade SPD, Grüne und einige Medien Schnappatmung bekommen, offenbar liegt dort die eigentliche Alternative.
Thorsten Weber, Pfullingen