Vielen Dank für Ihren interessanten Bericht über die Geschichte der Weggentaler Krippe in Rottenburg und zur Aufstellung sogenannter Missions-Spardosen. Die winterlichen Besuche der Krippe in der Rottenburger Weggentalkirche in der Weihnachtszeit gehören zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen im Zusammenhang mit Kirchen. Ebenso das freundliche Gesicht des afrikanischen Kindes, das sich mit einem höflichen Nicken bedankte, wenn man eine Münze einwarf.
Die durch die nickenden Figuren ausgedrückte Anregung, auch an die Armen in der Welt zu denken und von seinem Wohlstand – wenn vorhanden – etwas abzugeben, ist ja an sich nichts Negatives. Zumal bei den Krippen in den Kirchen längst nicht nur Missions-Sammeldosen mit afrikanischen Gesichtern, sondern häufig auch mit Abbildungen von mitteleuropäischen Kindern zu sehen sind. Schade, dass Sie in Ihrem Bericht nicht erwähnt haben, dass an der Weggentaler Krippe zwei Missions-Sammeldosen stehen. Auf der rechten Seite das afrikanische Kind. Und auf der linken Seite ein barfuß auf dem Boden kniender alter weißer Mann in Bettlerkleidung, der ebenfalls um eine milde Gabe bittet und dankbar nickt, wenn man ein Geldstück einwirft.
In der Diskussion über Missions-Sammeldosen und auch über die früher im Ulmer Münster gezeigte, als rassistische Darstellung eingestufte Krippenfigur des Königs Melchior sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass in der Mehrzahl der Krippen in der näheren und weiteren Umgebung die Heiligen Drei Könige unabhängig von der Hautfarbe und Herkunft alle gleichermaßen positiv dargestellt werden, wie sie in prächtige Gewänder gehüllt und mit viel Gefolge sowie Pferden, Kamelen und Elefanten reisend, das Jesuskind in der Krippe anbeten und ihre Geschenke überreichen.
Johanna von Sieg, Reutlingen