Beim Starkregen am ersten Juniwochen-ende »durfte« die Sickenhäuser Feuerwehr von Samstagfrüh bis Sonntagnacht rund um die Uhr Oberflächenwasser, das eigentlich in ein Regenüberlaufbecken geleitet werden sollte, in die Kanalisation abpumpen, um eine Überschwemmung im weiter unten liegenden Wohngebiet zu verhindern. Auch dort war sie in Mannschaftsstärke zur Stelle, um Häuser und Gärten mit Sandsäcken zu schützen. Herzlichen Dank an die Feuerwehr für ihren unermüdlichen Einsatz!
Das Problem der Überschwemmungs-gefahr bei Starkregen ist seit über 20 Jahren bekannt. Doch der Plan der Reutlinger Stadtentwässerung (SER) von 2003, über ein aufwendiges Grabensystem das Wasser abzuleiten, scheiterte bislang aufgrund von Einwendungen betroffener Landwirte, die mit ihren Maschinen auf eigenem Feld die Gräben umfahren müssten, und des Ortschaftsrats. Alternativvorschläge prallen an den Verantwortlichen der SER ab nach dem Motto: »Wenn ihr unseren tollen Plan nicht haben wollt, seid ihr selbst schuld, wenn eure Keller volllaufen.« Die Folge ist Stillstand beim Hochwasserschutz und bei jedem Starkregen das gleiche Spiel – verbunden mit hohen Kosten für die Stadt. Und die Freiwilligen der Feuerwehr müssen sich Nächte und Wochenenden um die Ohren schlagen, weil ein städtisches Unternehmen nicht zu Potte kommt.
Die SER hält an überholten Plänen für ein teures Grabensystem stur fest und schließt gleichzeitig einen möglichen Notüberlauf von wenigen Metern wegen Kosten von ein paar Tausend Euro aus. Ebenso die Alternative eines kombinierten Graben/Rohrsystems, wie es erst vor wenigen Jahren wenige Hundert Meter weiter beim Neubaugebiet Hau I angelegt wurde. In Betzingen ist es doch jüngst auch gelungen, die Häuser vor dem Echaz-Hochwasser zu schützen. Als städtisches Unternehmen ist die SER jedenfalls den Bürgerinnen und Bürger verpflichtet, die beim Hochwasserschutz Lösungen erwarten und nicht trotzigen Stillstand. Denn der nächste Starkregen kommt bestimmt.
Traugott Huppenbauer, Sickenhausen