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Aktuell Leserbrief

»Steht die Weidetierhaltung vor dem Aus?«

Zum Artikel »Wolf in Trochtelfingen gesichtet« vom 2. November ()

Mein Lebensgefährte und ich leben in Gönningen und führen unseren landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Seit einigen Jahren betreiben wir eine artgerechte und nachhaltige Tierhaltung. Wir halten nämlich einige Kühe in Mutterkuhhaltung, die von Anfang Mai bis in den November hinein draußen auf unseren Weiden leben. Dort gebären sie dann auch ihre Kälber. Wir freuen uns jedes Jahr auf die Kälbchen, die auf der Weide auf die Welt kommen und verfolgen mit Spannung und Herzblut, wie sie aufwachsen. Uns ist das Tierwohl unserer Tiere sehr wichtig. Auch Spaziergänger und speziell Kinder haben ihre Freude beim Anblick unserer Kälbchen. Schließlich gibt es nicht mehr viele landwirtschaftliche Betriebe in unserer Umgebung mit Kühen in Mutterkuhhaltung, die man auf der Weide beobachten kann.

Nun ist es ja so, dass die Wolfspopulationen in Europa wachsen und sich wieder ausbreiten. Auch in unserer Nähe wurde ein Wolf gesichtet. Falls sich Wölfe bei uns niederlassen und unsere Kälber dadurch in Gefahr wären, würde das für uns bedeuten, dass wir unsere Tierhaltung in der bisherigen Form aufgeben. Tiere, egal ob Kälber, Schafe, Ziegen, die auf einer Weide gehalten werden, haben nämlich keine Möglichkeit, vor einem Wolf zu flüchten und sind somit eine leichte Beute für den Wolf. Auch eine mögliche Ausgleichszahlung für gerissene Tiere ist für uns kein Ersatz für unsere Tiere. Der Bau von speziellen Schutzzäunen als Präventionsmaßnahme ist aufgrund der großflächigen Weiden nur mit riesigem Aufwand zu bewältigen. Aus Zeitgründen ist das für uns nicht machbar. So wie uns geht es sicher auch noch anderen Tierhalterinnen und Tierhaltern, die eine Weidetierhaltung betreiben.

Unsere Landesregierung stellt meiner Meinung nach zu sehr den Schutz des Wolfes in den Mittelpunkt und zu wenig die Interessen von uns Landwirtinnen und Landwirten. Hoffen wir jetzt einfach darauf, dass gesichtete Wölfe bei uns nur auf der Durchreise sind und sich nicht dauerhaft niederlassen.

Ulrike Spohn, Gönningen