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Aktuell Leserbrief

»Spiegelt nicht die reale finanzielle Situation wider«

Zum Artikel »Deutsche werden reicher« vom 25. September (per E-Mail)

Am 25. September war im GEA in großen Lettern zu lesen: Deutsche werden reicher. In dem Artikel wird dies vor allem mit Wertpapieren begründet, die das Geldvermögen der deutschen Haushalte insgesamt um 6,8 Prozent auf 7,953 Billionen Euro anwachsen ließen. So weit, so gut! Das sind Vermögenswerte, von denen man nur träumen kann!

Sehr »interessant« fand ich im weiteren Verlauf des Artikels, dass es in Deutschland ein Netto-Geldvermögen pro Kopf von 69.060 Euro gibt. Damit ist Deutschland »nur« auf Rang 18 der 20 reichsten Länder (USA: 260 320, Schweiz: 255 440 Euro)!

Zunächst könnte man sich mit diesen Informationen gemütlich auf dem Sofa zurücklegen und sich in dem Gefühl laben, dass es in unserem Land offensichtlich keine armen Menschen gibt, egal ob Rentner, Arbeitnehmer, Zugewanderte oder Bürgergeldempfänger mit deutschem Pass, um ein paar Personengruppen zu benennen. Dass dies Unsinn ist, die Überschrift dieses Artikels in keinerlei Hinsicht die reale finanzielle Situation der deutschen Bevölkerung widerspiegelt, wissen wir eigentlich alle. Demnach sind solche statistischen Aussagen einfach nur irritierend und Tatsachen verschleiernd, denn die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland geht immer weiter auseinander. So besitzen die reichsten 10 Prozent der Deutschen etwa 60 bis 70 Prozent und das untere Fünftel verfügt über fast kein Nettovermögen.

Nachdem es in Thüringen und Sachsen die Ampelparteien getroffen hat und nun in Brandenburg die CDU Federn lassen musste, FDP, Grüne und Linke gar nicht mehr im Landtag vertreten sind, wäre es an der Zeit, liebe SPD, einst als Arbeitnehmerpartei gegründet, und nun glücklicherweise dank eines bürgernahen Ministerpräsidenten wieder etwas in der Wählergunst stabilisiert, sich nicht auf dem Sofa zurückzulehnen, sondern sich an die Arbeit zu machen, und zu überlegen, wie es gelingen könnte, die Mitte der Gesellschaft zu erreichen.

Es sind diejenigen, die mit ihren hohen Steuergeldern das Land unterhalten, auch »den Politikapparat«, aber nicht nur dabei zusehen wollen, wie ihre Lebensgrundlage immer mehr in Schieflage gerät. Ob Bahnticket oder Briefporto, ob Energie, Lebensmittel oder Krankenkassenreform – alles wird teurer. Kaputte Infrastruktur (Brücken, Bahnnetz, die schwächelnde Wirtschaft insgesamt) schlagen außerdem aufs Gemüt (wo sind bloß die Milliarden der Vorgängerregierungen geblieben?).

Wie kann es gelingen, die Wählergunst so zu erreichen, dass die beste aller schlechten Regierungsformen (laut Churchill) bestehen bleibt? An dieser Stelle möchte ich heute nicht ein wichtiges Thema diesbezüglich ausführen (Renten versus Pensionen), sondern einen großen Dank formulieren an Herrn Golding, der mit seinem Leserbrief »Eklatantes Missverhältnis« vom 21. September diese Ungerechtigkeit aufs Beste beschrieben hat.

Die Schere zwischen Arm und Reich ist hierzulande zu groß. Das Vertrauen an die Regierenden würde wachsen, wenn diese zumindest das Verhältnis zwischen Diäten und Gehaltsempfängern nicht immer weiter auseinanderdriften lassen würden.

 

Astrid Jochens, Pfullingen