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Aktuell Leserbrief

»Reale Probleme werden nicht benannt«

Zum Leserbrief »Es bedarf eines fundamentalen Politikwechsels« vom 5. August (per E-Mail)

Herr Dr. Ludwig ist einer der fleißigsten Leserbriefschreiber im GEA. Man muss nicht immer seiner Meinung sein, der genannte Leserbrief hat es jedoch auf den Punkt gebracht. Insbesondere das im Original zitierte Statement von Professor Dr. Löschke (»ich habe es satt …«) unterschreibe ich bei jedem einzelnen Punkt, ergänze nur: Ich habe es satt, mit meinen Gebühren verfilzte, in der Spitze geldgierige sogenannte öffentlich rechtliche Mainstreammedien zu finanzieren. Dafür erhalte ich Talkshows mit immer denselben Teilnehmern /Aktivisten, die ihre vorbereiteten Worthülsen, ob zum Thema passend oder nicht, verbreiten dürfen.

Danach oder davor ein Film, in welchem mit der Holzhammermethode eine offene, multikulturelle und LBGTQ-konforme Gesellschaft suggeriert wird und nach drei Minuten schon klar ist, wer die Guten und wer die Bösen sind.

In dem genannten Beitrag und in dem Artikel, auf den Bezug genommen wird (»Die erschöpfte Republik«), sind die aktuellen Probleme ausführlich beschrieben. Wie reagiert die Politik? Leider ist festzustellen, dass die bisher staatstragenden Parteien, Regierung und auch die CDU/CSU-Opposition in Ideologien, Proporz und internen Machtkämpfen gefangen sind. Ihre Volksvertreter repräsentieren schon lange nicht mehr einen Bevölkerungsquerschnitt, sondern sind in der großen Mehrheit Beamte und Akademiker, in den Parteispitzen gerne auch Studienabbrecher. Reale Probleme werden dort nicht benannt beziehungsweise mit neuen Wortschöpfungen kaschiert.

Beispiel gefällig? Gegen die aufflammenden Gewaltausbrüche und Respektlosigkeiten in Freibädern sollen jetzt »Respektlotsen« zum Einsatz kommen. So löst man sicherlich keine Probleme.

Die aktuellen Umfragekönige sind für Problemlösungen völlig ungeeignet. Unvorstellbar ist jedoch, dass eine vor zehn Jahren gegründete Partei solche Zustimmungswerte hat und den anderen Parteien dazu nur gegenseitige Schuldzuweisungen und Geschwafel über Brandmauern einfallen.

Welche Optionen gibt es?

Es ändert sich nichts, es wird weiter gewurstelt (was zu befürchten ist), eine wirtschaftliche Abwärtsspirale wird in Gang gesetzt. Daraus folgen dann Verteilungskämpfe, und am Ende übernehmen radikale Kräfte das Ruder. Oder bei den staatstragenden Parteien bildet sich eine durchsetzungsstarke Persönlichkeit heraus. Die erste Aufgabe wäre dann, die von der Vorgängerregierung begonnene und von der jetzigen Regierung beschleunigte Mär von einer leistungslosen Wohlstandsgesellschaft durch das Prinzip fördern und fordern zu ersetzen. Leider sehe ich da niemand.

Oder die große schweigende Mehrheit mit gesundem Menschenverstand tritt in Parteien ein, tritt den Marsch durch die Instanzen an und erzwingt so Entscheidungen im Sinne des Ganzen. Dauert zu lange, ist leider zu spät!

Zugegebenermaßen sind es keine vielversprechenden Optionen. Als Privatperson bleibt mir die Hoffnung, dass die Werte, die wir unseren Kindern mitgegeben haben, an unsere Enkel weitergeben werden. Sie hätten dann die Möglichkeit, in der Zukunft in ein Land zu leben, in welchem nicht Work-Life-Balance, Viertagewoche und leistungslose Wohltaten, sondern Know-how zusammen mit Leistungswillen gefragt und willkommen sind.

 

Ulrich Henne, Reutlingen