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Aktuell Leserbrief

»Not für rollende Reisende«

Bahnhof Metzingen (per E-Mail)

Die Aufregung am Bahnhof Metzingen über den angeblichen Rückbau des ebenen Zugangs zum Gleis 2/3 war groß. Die Not der rollenden Reisenden ist es immer noch. Mit Bauarbeiten »im« Gleisbett hat im September 2016 die Deutsche Bahn begründet, dass es den ebenen Zugang zu den Gleisen nicht mehr gebe. Stimmt das denn wirklich?

Abgebaut wurden das Telefon (die Rufsäule) und eine Sicherheitsschranke »auf« dem Bahnsteig. Bauarbeiten durchgeführt (und genehmigt) wurden aber augenscheinlich nur »im« Gleis. Auch die abgesenkte Bahnsteigkante gibt es noch. Ein Kinderwagen könnte ungehindert ins Gleisbett rollen und anrufen könnte man nur über die bundesweit einheitliche, aber umständliche 01806-Nummer.

Ich argumentiere anders als der DB-Regionalleiter Südwest Kundenbetreuung Michael Groh in 2016: nämlich, dass es den ebenen Zugang zum Gleis 2/3 noch immer gibt, er hat aktuell nur leider keine gute Fahrbahn und keine Kontaktmöglichkeit zum Fahrdienstleiter mehr (keine Rufsäule/Telefon am Bahnsteig).

Ohnehin erlaubt es das Behindertengleichstellungsgesetz dem Eisenbahnbundesamt nicht, zu bauen, ohne den Behinderten eine selbstständige Lebensführung zu ermöglichen (BGG §1 Abs. 1 und 2). Entsprechend ist der Übergang daher eben nicht abgebaut worden, die Bahnsteigkante ist unverändert, nur die Sicherheit und die Kommunikation sind schlechter geworden.

Wer – wie die Deutsche Bahn – erklärt, so ein Übergang sei heute nicht genehmigungsfähig, streut der Öffentlichkeit Sand in die Augen. Denn es ist keine (neue) Baugenehmigung nötig, wenn es wie hier um die Wartung und Unterhalt einer nach wie vor vorhandenen behindertengerechten Einrichtung mit Bestandsschutz geht. Um einen ebenen Zugang zum Bahnsteig an Gleis 2/3 also, der allerdings in sehr schlechtem Zustand ist.

Wie kann der Missstand einfach und schnell behoben werden? Erreichbar wird das Gleis 2/3 für rollende Reisende mit nur zwei Maßnahmen – einer angeschraubten SRAIL-Matte (siehe Bahnhof Rottenburg und Konstanz) und mit einer Telefonverbindung zum Fahrdienstleiter am Bahnhof Metzingen. Mit nur einfachem Werkzeug und einem Hinweis hin zur Telefonverbindung.

Der ebene Zugang zu Bahnsteig 2/3 ist noch immer da und er sollte rasch wieder nutzbar gemacht werden.

Sibylle Kurrer, Metzingen