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Aktuell Leserbrief

»Nicht gut für Natur-, Arten- und Flächenschutz«

Zum Artikel »Erst Streit, dann satte Mehrheit« vom 18. Mai (per E-Mail)

Der Metzinger Gemeinderat hat, wie erwartet, mehrheitlich für den Bau eines Ganzjahresbades auf dem Bongertwasen gestimmt. Für den Natur-, Arten- und Flächenschutz im Bongertwasen war das keine gute Entscheidung, zumal es durchaus Alternativen gegeben hätte. Darauf haben nur die Grünen in ihrem Statement hingewiesen.

In allen Programmen zur Kommunalwahl würdigen die Parteien die Bedeutung des Biosphärengebiets mit seinen artenreichen Streuobstwiesen und wollen sich für den Erhalt dieser einzigartigen Kulturlandschaft einsetzen. Davon war nun in dieser Gemeinderatssitzung mehrheitlich überhaupt nichts mehr zu hören.

Auch die Ausführungen der Planer, dass sich der Neubau gut in die Landschaft einfügt, sowie die den Blick störenden hohen Bäume am Ferientagheim wegkommen, nützt den dort lebenden Tieren nichts. Denen ist der Blick auf die Stadt, die Weinberge und den Albtrauf schlichtweg egal. Für die Tiere dort fällt ein Großteil ihres Lebensraumes einfach weg.

Besonders deutlich wird dies nicht nur durch das neue Bad selbst, sondern auch wegen der 240 Pkw- und 20 Wohnmobilstellplätze, von denen jetzt plötzlich die Rede ist. Über diese massive Beeinträchtigung des Landschaftsbildes täuschen auch die in zartgrün gehaltenen Übersichtspläne in der Gemeinderatsvorlage nicht hinweg.

Anzumerken ist, dass es bis heute weder einen rechtsgültigen Flächennutzungsplan, noch einen rechtsgültigen Bebauungsplan für das neue Bad im Streuobstgebiet gibt. Interessant wird deshalb sein, wie sich der neue Gemeinderat in die laufende Bauleitplanung einarbeitet und sich im Sinne des Landschafts- und Naturschutzes noch einbringt.

En passant wurde auch noch ein anderer Lebensraum im Biosphärengebiet abgeräumt. Bei der Gemeinderatssitzung durfte man erfahren, dass man zur Finanzierung des neuen Bades die Einnahmen des Grundstückverkaufs des alten Freibades unbedingt braucht. Das heißt: Das jetzige Freibadgelände wird in toto in ein Gewerbegebiet umgewandelt und verkauft. Im Mai 2018 hatte der Gemeinderat noch beschlossen, den Erhalt des Baumbestandes am Freibad zu prüfen. Auf Grundlage des jetzigen Finanzierungsbeschlusses für das neue Bad wird diese Prüfung quasi obsolet. Auch dieser Natur- und Lebensraum nahe der Erms wird unwiederbringlich verloren gehen.

 

Dr. Andreas Weber und Gebhard Stiefele, BUND-Gruppe Metzingen