Frau Kammerer spricht von einer Rufmordkampagne gegen den Geflügelhof Zeeb und sieht die Aktion der Tierrechtsorganisation Aninova als Versuch, »durch Halbwahrheiten und Druck Menschen zur veganen Lebensweise bekehren zu wollen«. Aninova begnügt sich nicht mit Tierschutz, sondern setzt sich für deren Rechte ein. Sie möchte nicht, dass Tiere weniger leiden, sondern dass sie überhaupt nicht mehr ausgebeutet werden.
Tierindustrie ohne Tierleid gibt es nicht, auch nicht bei Zeeb. Auch wenn dieser Geflügelhof mit Sicherheit mehr auf Tierwohl achtet, als viele andere, beginnt das Problem schon bei der Züchtung der Legehennen. Diese legen circa 300 Eier pro Jahr, ein Zehnfaches dessen, was ihre natürlichen Vorfahren gelegt hätten. Bedingt durch diese Höchstleistung leiden Legehennen in allen Haltungsformen an Calciummangel, sodass laut einer Studie der Universität Bern 97 Prozent der Hühner ein gebrochenes Brustbein aufweisen. Nach einer »Nutzungsdauer« von 12 bis 18 Monaten sind diese Tiere, die üblicherweise eine Lebenserwartung von bis zu 10 Jahren haben, so ausgelaugt, dass sie nicht mehr rentabel sind.
In vielen Dokumentationen sieht man, wie brutal das »Ausstallen« dann vor sich geht: Die eh schon geschwächten Hennen werden an den Beinen gepackt und kopfüber eingesammelt, was zu Erstickungszuständen führt, weil sie kein Zwerchfell haben und damit die Organe auf Herz und Lunge drücken. Im Schlachthaus werden sie wiederum an den Beinen aufgehängt und mit dem Kopf durch ein Strombad geleitet, das sie vor dem automatisierten Kehlenschnitt betäuben soll. In circa 4 Prozent der Fälle funktioniert das nicht, sodass allein in Deutschland über 25 Millionen Hühner das Durchschneiden ihrer Kehle miterleben. Manche leben sogar noch, wenn sie in ein Bad mit heißem Wasser geführt werden, damit ihre Federn entfernt werden können.
Das Aussortieren der männlichen Küken, die keine Eier legen und damit wertlos sind, ist ein weiterer unethischer Aspekt dieser Tiernutzung. Über all diese unschuldigen Tiere verfügt der Mensch. Die Tiere müssen sich an ein System anpassen, das ihre grundsätzlichen Bedürfnisse völlig missachtet und sollen halt Profit bringen. Frau Kammerer schreibt, dass die Arbeit von Tierschützern wichtig ist, in diesem Fall aber nur die »eigene Blase« Applaus spendet. Aber wann würde sie Konsequenzen aus Aufdeckungen ziehen? Wie viel Elend muss den Verbrauchern noch gezeigt werden, bis die Menschen in der »großen Blase« endlich den Mumm haben, richtig hinzuschauen? Dann müsste auch niemand mehr nachts in Ställe einsteigen!
Ines Stautner, Reutlingen
