Wenn ich Kritik an diesem Kommentar übe, wird mir wahrscheinlich vorgehalten, ich müsse das aushalten, schließlich sei ein Kommentar kein objektiver Bericht, sondern eine Meinung. Das mag sein, schließlich bin ich nach 30 Jahren Mitglied in der FDP Kummer gewohnt. Aber mir wurde beigebracht, dass man seine Meinung erst kundtun soll, wenn man sich umfassend informiert hat. Deshalb erlaube ich mir zur Erweiterung des Wissens des Kommentators Claus Schöner ein paar freundliche Hinweise, die er sicherlich nicht benötigen würde, hätte er das Dreikönigstreffen der FDP am 6. Januar in Stuttgart vollständig verfolgt.
Erstens sollte er das Klischee von der liberalen One-Man-Show überwinden. Allein in Stuttgart gab es Redebeiträge von einer Frau und drei Männern. Schon der Frau gegenüber ist es sehr unhöflich, von einer Ein-Mann-Show zu sprechen. Wenn sich die Bezeichnung nur auf den Spitzenkandidaten Lindner bezieht, erlaube ich mir wiederum den freundlichen Hinweis auf die anderen größeren Parteien, bei denen es meines Wissens auch nicht mehrere Kanzlerkandidatinnen, Kanzlerkandidaten, Spitzenkandidatinnen oder Spitzenkandidaten gleichzeitig gibt.
Zweitens hat Herr Schöner wohl die Rede von Generalsekretär Marco Buschmann verpasst. Anders ist es nicht zu erklären, dass er der FDP vorwirft, sie habe ihre »einstige Expertise als Freiheits- und Rechtsstaatspartei verloren«. Denn Herr Buschmann hat in seiner Rede einen deutlichen Schwerpunkt auf seine Arbeit als liberaler Justizminister in den letzten Jahren gelegt und gute Beispiele dafür gebracht, was er unter liberaler Rechtspolitik versteht.
Dazu gehört drittens, dass mehrere Klagen von liberalen Politikern dazu geführt haben, dass das Bundesverfassungsgericht die Vorratsdatenspeicherung gleich mehrfach (!) kassiert hat. Dass es darüber in der Bevölkerung große Empörung gab, entzieht sich meiner bescheidenen Kenntnis. Deshalb sollte Herr Schöner diese These vielleicht belegen und nicht einfach behaupten. Marco Buschmann hat in seiner Rede übrigens ein gutes Argument gegen das Instrument der Vorratsdatenspeicherung gebracht: Über die Attentäter in Mannheim, Solingen oder Magdeburg gab und gibt es jeweils Daten zur Genüge – schon vor den schlimmen Taten. Die Attentate hat das nicht verhindert. Ein letzter Punkt: Natürlich pfeifen Liberale. Wir tun das mit großem Selbstbewusstsein und sicherlich nicht nur im Wald.
Florian Bauer, St. Johann