Die Nachricht, dass beschlossen wurde, 2026 seitens der USA neue Raketen in Deutschland aufzustellen, hat in mir Entsetzen hervorgerufen. Im Kommentar von Herrn Häring wird zum Beispiel nicht darauf verwiesen, welchen Alleingang Kanzler Scholz in einer solchen wichtigen Sache unternommen hat. Nur Herr Merz hat dies angemerkt. Doch genügt es, in dieser Sache nur die Opposition oder das Parlament miteinzubeziehen, müsste nicht die gesamte Bevölkerung befragt werden?
Im Kommentar heißt es, ob es so kommen wird, ist fraglich. Damit ist aber nur gemeint, dass bei einem Wechsel der Präsidentschaft von Biden zu Trump die USA ihr »Versprechen« der Stationierung neuer Waffen zurücknehmen könnte. Die Meinung, dass diese neue Stationierung seitens der USA notwendig ist, zeigt sich als weitverbreitete Meinung. Mich macht das sprachlos. Das Denken und Handeln in Kategorien des Krieges wird immer mit dem Angriffskrieg Russlands, oder besser Putins, auf die Ukraine gerechtfertigt. Ein gewichtiges Argument, doch rechtfertigt es, dass die demokratischen Regeln, wie hier offensichtlich geschehen, außer Kraft gesetzt werden wie nur im Kriegsfall? Heißt dies, dass wir im Krieg sind?!
Vor einigen Wochen gab es einen Leserbrief. Darin schrieb jemand, die Mutter, die den Zweiten Weltkrieg erlebte, sagte immer wieder: Frieden ist das Wichtigste. Wir sollten uns den Wertmaßstab dieser Frau zueigen machen. Ich will ihre Worte durch ein Bild ergänzen, das für mich wie zum Bild des Friedens geworden ist. 1967 war der Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten. Das Dorf, in dem ich aufwuchs, wurde immer wieder von Düsenjets überflogen. Mehrmals zogen Panzerkolonnen durch das Dorf. Es war eine Militärbasis in der Nähe. Wir Kinder spürten, es war Krieg, das machte uns Angst.
Doch eines Abends erblickte ich aus einiger Entfernung meine Großeltern im Licht der Abenddämmerung auf einer Brücke stehen, die über den Bach in unserem Dorf führte. Sie hielten sich an den Händen. Da empfand ich: Dies war der Frieden, er ist zusammen mit der Liebe ein altes Ehepaar. Sie halten sich an den Händen. Dadurch wird die Brücke, auf der sie stehen, und die verbindet etwas. Dieses Bild konnte mich befrieden. Natürlich ist mir seine Bedeutung begrifflich erst später aufgegangen und tut es immer noch. Die Beiden erfuhren nie, was sie mir schenkten.
Die Welt zeigt uns, dass Kategorien des Krieges keinen Frieden herbeiführen. Den anderen Weg hat Gorbatschow schon vor vierzig Jahren gezeigt. Das war Friedenspolitik und hatte viele positive Folgen. Seit Bismarck gilt Machtpolitik als Realpolitik, und bestimmt unsere Welt. Gibt es irgendwo eine Politik, die nicht auf diese Realpolitik setzt?
Die Taten solcher Politik führen ganz offensichtlich zu Polarisierung, Machtkampf und Krieg. Es fehlt an nichts weniger als an echten, neuen Ideen. Bilder und Ideen, die uns befrieden und innere Orientierung und neue Wege geben können. Bilder wie das Friedensbild meiner Kindheit. Das wünsche ich uns allen.
Claudius Bächle, Engstingen