Als GEA-Leser hat man inzwischen den Überblick verloren. Es gibt dazu ein EU-Gesetz, ergänzt/angepasst vom Land. Abzustimmen war über ein Gesetz, das umzusetzen ist. War nun darüber abzustimmen oder nicht? Nach der Abstimmung wurde der OB aufgefordert, Widerspruch gegen die Abstimmung einzulegen. Ist nach Aussage der zuständigen übergeordneten Behörde so nicht möglich. Wie geht es weiter? Weiß man nicht. Dieses Verfahren zeigt beispielhaft, wie überreguliert dieses Land inzwischen ist. Zum Thema selbst: Hier ist exemplarisch zu erkennen wie gespalten die Gesellschaft und ihre politische Vertretungen in zwei fundamentalistische, aktivistische, sich unversöhnlich gegenüberstehende Lager, gespalten ist. Es geht nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um die kompromisslose Durchsetzung der eigenen Sichtweise. Das in politische Reden stets in den Mittelpunkt gestellte Wohl des Bürgers spielt dabei keine Rolle, ehrlicherweise hat es wohl noch nie eine große Rolle gespielt. Aus der Sicht eines Autofahrers hält man sich an die vorgegebenen Geschwindigkeiten, egal ob Tempo 30 oder 40. Natürlich hinterfragt man manche Vorgaben, zum Beispiel Ortsdurchfahrt Ohmenhausen. Bergauf ist Tempo 30 sicher sinnvoll. Bergab fährt man mit der Motorbremse, um nicht dauernd auf der Bremse zu stehen. Das macht dann mehr Lärm, aber die 30 werden natürlich stur eingehalten. Warum bergab keine etwas höhere Geschwindigkeit? Auch wie die einspurige Vorbeiführung an der Messstelle in der Lederstraße, mit der Konsequenz Rückstau mit laufenden Motoren bis mindestens zur AOK, zur Verbesserung der Luftqualität in Reutlingen beiträgt, konnte mir noch niemand erklären. Nachdem im GEA vom 31. Mai sich nur die Befürworter des Lärmaktionsplans geäußert haben, kann ich mich nur auf diese beziehen. In einem Leserbrief wird festgestellt, dass eine Tempoerhöhung von 30 auf 40 km/h den Lärmpegel um 4 dB erhöht. Spätestens dann, wenn als Schreckensszenario behauptet wird, dass diese Erhöhung mehr als doppelt so laut empfunden wird, stellt man sich die Frage: Sind das »alternative Fakten« oder war man nicht im Physikunterricht. Zur Einordnung: Erst eine Erhöhung um 9 bis 10 dB empfindet der Mensch als Verdoppelung der Lautstärke! Empfehlung an alle Seiten: Verbal abrüsten und nicht mit Schaum vor dem Mund Leserbriefe schreiben, sondern sich zusammensetzen und konstruktive Lösungen suchen!
Ulrich Henne, Reutlingen