Schon seit Urzeiten existiert der »Ersberg« am Ersbergweg in Betzingen. Eine idyllische Wiese. Sie hatte eine leicht geneigte Hanglage. War Heulieferant, war beliebte Schafweide, bot Nahrung und wertvollen Lebensraum für viele Tiere – jahrein, jahraus. Hatte oft einen kunterbunten Blumenteppich. Kurz: Sie war ein Augenschmaus und Erholungsgebiet für Spaziergänger aus nah und fern … und jetzt?
Jetzt wird die immergrüne Welt am Ersberg zerstört. Zu einer Großbaustelle umfunktioniert. Die einen rühmt’s, die anderen ärgert’s. Fakt ist, dass nun gewaltsam Mehrfamilienhäuser mit Beton in den Boden gestampft werden. Für wen und für was auch immer. Zu diesem Zweck wird deshalb jetzt auf dieser Naturwiese tollwütig Bau betrieben: Kraftstrotzende Großhydraulikbagger bewegen täglich Massen von Muttererde, Schiefer- und Lehmboden. In alle Himmelsrichtungen. Kein Problem, die Wiese ist ja letztendlich riesengroß. 2.000 Quadratmeter. Genauso umtriebig werden unglaubliche Mengen gigantisch großer, tonnenschwerer Kalkstein-Felsblöcke – entstanden vor circa 15 Millionen Jahren – mit dem Bagger aus der Erde geholt. Sie werden hin- und herbefördert, zu Bergen angehäuft, von links nach rechts versetzt, zerlegt, zerkleinert, zertrümmert und zu Kies zermalmt, sodass die Anlieger permanent mit Staub, Schmutz und ohrenbetäubendem Lärm belästigt werden. Sicherheitshalber musste natürlich der »Weg am Ersberg« auch noch abgesichert werden, mit tief in den Boden gehieften, großen H-Stahlträgern und einer stabilen Bretterverschalung, damit die Straße nicht in die Baugrube stürzt. Und, und, und … das muss man gesehen haben!
Einerseits wird mit diesem enormen Aufwand die harmonische Landschaft mit brachialer Gewalt für alle Zeit und Ewigkeit chaotisch zerstört (erst wenn man davor steht, realisiert man, welch ein Schaden hier angerichtet wird), andererseits frage ich mich, wer beziehungsweise wie kann man so eine Verschwendung an Natur, Energie und Geld rechtfertigen? Die Baufirma ist an der Misere nicht schuld, sie tut nur ihre Arbeit. Die Auftraggeber gehören an den Pranger gestellt!
Hermann Mayer, Reutlingen