In den letzten zwei Jahren bin ich mit meiner Familie in mehrere Städte der Region Stuttgart gereist, um diese in Stadtrundgängen mit ihren Sehenswürdigkeiten zu erleben. Darunter Stuttgart, Esslingen, Nürtingen, Kirchheim, Tübingen. Am vorvergangenen Wochenende waren wir in Reutlingen in der Innenstadt. Ich muss sagen: Ich war selten so enttäuscht. Warum? Alle paar Schritte hatte man Scherben vor sich, was unserem kleinen Hund durchaus gefährlich werden hätte können. Aber nicht nur ein paar, sondern auch komplette Sixpacks – einfach zerschmettert. Die Hausbewohner, vor deren Türen sie lagen, scherten sich den ganzen Tag nicht darum.
Dazu – vor allem in der unteren Wilhelmstraße – unzählige Zigarettenkippen. An Hauseingängen gab es Erbrochenes. Die engste Straße der Welt begrüßte uns am Eingang mit einer zerbrochenen Schnapsflasche. Am Ausgang lag das komplett herausgerissene (mitsamt Dübeln und etwas Mauerwerk!) Schild zu dieser Sehenswürdigkeit am Boden. Graffiti und allgemeiner Dreck und Müll sprachen für sich. Da haben wir uns gefragt: Wie gehen die Bürger mit ihrer Stadt um? Und wie kann es sein, dass die offensichtlich sehr gut verdienenden Bürger in den besseren Wohnlagen dagegen nicht aufstehen und Veränderungen fordern? Das passt doch gar nicht zum sauberen Schwabenländle und den benachbarten Städten Tübingen und Metzingen, die mehrere Klassen sauberer und aufgeräumter sind und erheblich weniger Vandalismusschäden aufweisen – meiner Ansicht nach.
In einigen kalifornischen Städten ist das Rauchen in der Stadt im Allgemeinen untersagt. Das hängt auch mit dem Gewässerschutz zusammen. In Reutlingen wird alles einfach weggeschnippt oder am Boden zertreten, ohne dass sich jemand fragt, wer das dann nachher wieder aufheben soll oder welchen Schaden das für das Abwasser anrichtet. Ein Innenstadt-Rauchverbot wäre doch ein Anfang, oder? Hat die Polizei die Lage nicht im Griff? Als Bürgermeister hätte ich Sorge, wohlhabende Einwohner zu verlieren. Von der Kampagne »Mehr Sauberkeit in der Innenstadt«, die umgesetzt sein soll, konnte ich nichts sehen.
Die Stadt ist sehr autozentriert. Autos überall. Stuttgart hat bereits in enorm vielen Straßen Tempo 40. Der Bürgerpark ist ganz nett und vor allem groß, aber mit dem Verkehrslärm macht das keine Freude. Hier verweilt man nicht gerne. Gerade wegen des Klimawandels pflanzen viele Städte verstärkt Sträucher und Bäume, auch, um Verschattung zu ermöglichen. Warum ist um den Bürgerpark herum keine wirksame, grüne Barriere?
Ralf Epple, Frickenhausen