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Aktuell Leserbrief

»Große Politik um die Kleinen«

Zum Artikel »Initiative gegen hohe Kita-Gebühren« vom 27. Januar (per E-Mail)

Das Haus der Eltern verkaufen zu müssen, um den Eigenanteil der Pflegekosten im Altersheim zu stemmen, mag kein schöner Gedanke sein. Aber Reutlingen hat das Potenzial für mehr! Das Pflegeheim wird später aus den Sozialkassen bezahlt, denn das »Häusle« ist bereits für den Eigenanteil zur Kinderbetreuung draufgegangen. Defizitärer Haushalt, Fachkräftemangel in der Verwaltung oder einfach nur eine falsche Prioritätensetzung? Die Begründung für die aktuelle Situation bezüglich der Betreuungsgebühren in Kindertagesstätten und Kindergärten kann nur die Stadt selbst liefern, wenn es denn tatsächlich jemand gibt, der weiß, was hier angerichtet wurde.

Es gab schon viele Vorhaben, bei denen man sich kreative Köpfe in der Stadtverwaltung gewünscht hätte, aber doch bitte nicht bei den Kindergartengebühren. Die Stadtverwaltung hat jedoch dieses Mal alles gegeben.

Wer mehr verdient, soll mehr bezahlen, wer viel verdient, soll viel bezahlen und was viel ist, dass entscheidet die Stadtverwaltung. So oder so ähnlich muss wohl der Entscheidungsprozess zur Berechnung des Eigenanteils, gestaffelt nach dem Nettoeinkommen, verlaufen sein.

Wer denkt, dass relevante Nettoeinkommen wäre das ermittelte Einkommen nach der Jahressteuererklärung, liegt gänzlich falsch. Das wäre viel zu einfach. In Reutlingen ermittelt man lieber selbst, nach eigenen Grundsätzen, da bleibt mehr Netto vom Brutto.

Zweimal »Pseudo-Nettogehalt« (Brutto abzüglich 25 Prozent) der Eltern, plus 12 mal Nettokaltmiete der vermieteten Einliegerwohnung ohne Zins und Abschreibung zu berücksichtigen und bitte noch den Gewinn (aber keinen Verlust) aus dem landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb hinzu addieren. Fertig ist ein großartiges, unrealistisches und das Gesamtbild verzerrende Nettoeinkommen. Reutlingen kannst du nicht mögen, nur…?

 

Markus Raiser, Reutlingen