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Aktuell Leserbrief

»Friedenstüchtig werden«

Globale Entwicklungen (per E-Mail)

Wir leben in herausfordernden Zeiten, wenn auch hierzulande (noch) auf mehr oder weniger hohem Niveau. Die Welt war noch nie in schönster Ordnung, aber seit 2020 scheint sich das Krisenkarussell zunehmend schneller zu drehen. In immer kürzeren Abständen fühlt man sich genötigt zu entscheiden, was gut und böse, richtig oder falsch ist, sich auf eine Seite zu stellen und »Flagge zu zeigen«. Jedoch haben sich bis dato vermutlich die wenigsten von uns intensiv mit Geopolitik und geopolitischen Akteuren befasst, und nicht wenige Verantwortliche in der Politik scheinen erstaunlich oft blinde Flecken in Bezug auf geschichtliche Entwicklungen und bestehende Interessen zu haben.

Wenn wir Normalbürger nun aber aufgrund der Komplexität eines Themas inhaltlich auch beim besten Willen gar nicht detailliert genug Bescheid wissen können, so können wir doch zumindest aufmerksam wahrnehmen, auf welche Weise in Politik und Medien darüber berichtet wird. Je nachdrücklicher etwas betont und je öfter es wiederholt wird, je heftiger Gegenstimmen verteufelt und unterdrückt werden, desto genauer sollte man hinschauen. Je inflationärer der Begriff »Leugner«, egal, in welcher Kombination, und je häufiger die Vorsilbe »anti« verwendet werden, je inbrünstiger Moral und Werte beschworen werden, desto hellhöriger sollte man werden. Es gibt in Kriegen auf allen Seiten Menschen, die entsetzlich leiden, und es gibt Profiteure, die in aller Regel nicht selbst in diese Kriege ziehen. Wer aber nicht bereit ist, höchstpersönlich zu töten und zu sterben, sollte den Mund bitte erst wieder für Friedensverhandlungen öffnen. Nein, Herr Pistorius, nicht kriegstüchtig muss Deutschland werden, sondern friedenstüchtig!

Andrea Scheib, Reutlingen