Papst Franziskus ist schon des Öfteren in der Vergangenheit durch seine zweifelhaften Ansichten zum Krieg der Russen gegen die Ukraine aufgefallen. Ob er nun diesmal über die Farbe Weiß philosophieren wollte oder doch die Ukraine zu einer indirekten Kapitulation (und nichts anderes bedeuten »Friedensverhandlungen« für die Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt) aufruft: Davor Cvrlje hat in seinem Kommentar das Thema verfehlt und eine merkwürdige Religionsauslegung präsentiert. Es sei die Aufgabe des Pontifex, nicht »zwischen Schuld und Unschuld«, nicht »zwischen den ukrainischen Opfern und den russischen Aggressoren« zu unterscheiden? Ich habe in meinem Religionsunterricht gelernt, dass die Kirche für Opfer, für Minderheiten, für Geknechtete stehen und gegen Ungerechtigkeit und gegen Aggression das Wort erheben sollte. Ja, die »Kirche verurteilt nicht, sie ruft zur Versöhnung und zum Ausgleich auf«. Aber nur da, wo eine Einsicht in die Schuld, die eigenen Verfehlungen und Fehler, vorhanden sind. Die Kirchen haben gerade da an Glaubwürdigkeit verloren, wo sie nicht den Mut hatten, gegen Gewalt und Brutalität, gegen Ungerechtigkeit und Demütigung Wort zu ergreifen. Das Verhalten der Kirchen während der Nazi-Zeit hat doch eindrücklich gezeigt, welche Mitschuld sie auf sich geladen hatten.
Dieser Friedensaufruf des Papstes ist eine Schande, denn er verhöhnt die Zigtausend Opfer – unschuldige ukrainische Zivilisten. Und hat der Papst übersehen, wie viele Kirchenhäuser, wie viele Klöster, darunter auch Weltkulturerbe, bereits in der Ukraine durch russische Bombardements zerstört wurden? Hat sich der Papst schon mal Gedanken gemacht, wie sich die Überlebenden von Butscha, die erleben mussten, wie ihre Angehörigen von russischen Soldaten vergewaltigt und getötet wurden, jemals wieder mit Russen versöhnen sollen? Warum hat der Papst nicht Putin aufgerufen, die weiße Fahne zu hissen und an sein Volk zu denken, dessen Zukunft er ebenfalls gerade endgültig zerstört? Warum fordert der Papst nicht Putin auf, die Waffen sofort schweigen zu lassen? Es wäre weit mehr als ein philosophischer Gedanke gewesen und dann würde Davor Cvrljes Kommentar »Friedensaufruf ist keine Schande« sogar einen Sinn machen.
Cornelius Grube, Reutlingen