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Aktuell Leserbrief

»Finanz-Kolonialismus«

Zum Artikel »Weg frei für XXL-Schulden« vom 19. März (per E-Mail)

Wir schimpfen über unsere Kinder, sie seien unproduktiv und nicht mehr arbeitswillig. Jedoch nicht unsere Kinder sind das Problem, sondern wir, die Boomer-Generation.

Über die letzten 20 Jahre hat meine Generation lieber Urlaub gemacht und jegliche Art von finanzieller Verantwortung abgelehnt. Steuergeschenke und Steuersenkungen waren uns wichtiger als sich um die offensichtlichen Probleme zu kümmern. Sparen war wichtiger als den Erhalt unserer Infrastruktur, unserer Verteidigung und eine unabhängige Energieversorgung. Wir wollten alles schön billig! Mehr Freizeit und der Staat soll mir nur den Rücken frei halten. Eigenverantwortung Fehlanzeige!

Jetzt, heute, hat uns die Realität eingeholt und wir liefern die einfachste aller Lösungen: Wir machen Schulden! Schulden, die wir nicht selbst zurückzahlen werden! Wir überlassen den nächsten Generationen die Rechnung unseres eigenen Versagens.

Nicht wir wollen für unsere Unzulänglichkeiten zahlen, nein, für die nötigen Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung, die wie so dringend brauchen, sollen zukünftige Generationen aufkommen. Nein, wir wollen weiterhin keine Steuerererhöhung. Unsere Steuerprivilegien müssen bleiben und wir wollen weiter so tun, als wären wir die einzige Generation, die sich aufopfern musste. Was opferten wir noch gleich?

Daher beuten wir die nächste Generation aus. Wir tun es ja für sie, nicht für uns. Wenn das nicht an Kolonialismus erinnert? Was für ein Vorbild sind wir noch gleich? Und für welche Werte stehen wir Boomer?

Unsere konservativen Parteien, ganz vorne die CDU/CSU, die tatsächlich durch unehrliche und bewusst gelogene Wahlversprechen zuerst die Wahlen gewinnen wollten, um anschließend die Wahrheit als notwendiges Übel zu verkaufen, leben uns Heuchelei vor. Keine Spur von Demut. Obwohl es ihre Politik der letzten 20 Jahren war, die diese Situation erst geschaffen hat. Die Grünen hatten recht und keiner will es hören!

Und kaum einer in diesem Land stört sich daran, dass unser zukünftiger Kanzler eine unehrliche Haut ist. Und es tut weh sagen zu müssen, das die beste Werbung für die extremistischen Ränder in unserem Land die CDU/CSU ist. Traurig.

 

Francesco Gorda, Pliezhausen