Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel zur Elterninitiative gegen die Kitagebühren in Reutlingen gelesen. Dieses Thema bewegt derzeit viele Familien, und es ist höchste Zeit, dass es in den öffentlichen Fokus rückt. Die Höhe der Kitagebühren in Reutlingen ist schlichtweg unverhältnismäßig, insbesondere im Vergleich zu anderen Kommunen mit vergleichbarer Einwohnerzahl und ähnlicher Haushaltslage. Dass wir landesweit die höchsten Gebühren tragen müssen, ist nicht nur eine Belastung für junge Familien, sondern stellt auch einen großen Standortnachteil für die Stadt Reutlingen dar. Dass dies auch noch ausgerechnet in einem so sensiblen und systemrelevanten Bereich wie der Kinderbetreuung geschieht, macht mich fassungslos.
Viele Familien stoßen bereits durch die steigenden Lebenshaltungskosten an ihre Grenzen. Die hohen Kitagebühren verschärfen diese Situation erheblich und sind für manche schlicht nicht mehr tragbar. Es ist absurd, dass gerade diejenigen, die unsere Zukunft sichern – die Eltern von kleinen Kindern – derartig belastet werden. Familien benötigen Unterstützung, keine zusätzlichen finanziellen Hürden.
Besonders problematisch erscheint die Regelung zur Erstattung bei reduzierten Öffnungszeiten. Erst nach einem vollen Kalendermonat wird ein finanzieller Ausgleich gewährt. Das führt dazu, dass in den vergangenen Monaten viele hundert Stunden abgerechnet wurden, obwohl diese nicht erbracht werden konnten – auf Kosten der Eltern. Die Begründung, dass ein erhöhter Verwaltungsaufwand einer flexibleren Lösung im Wege steht, ist nicht akzeptabel. Es darf nicht sein, dass der bürokratische Komfort der Verwaltung über die Bedürfnisse der Familien gestellt wird, die ohnehin schon unter erheblichem Druck stehen. Auch hier finden andere Kommunen deutlich familienfreundlichere Lösungen.
Würde die Stadt eine externe Firma mit einer Dienstleistung beauftragen und würde diese externe Firma, obwohl sie nur die Hälfte der vereinbarten Dienstleistung erbracht hat, die volle abrechnen, würde dies seitens der Stadtverwaltung sicher auch zu Reaktionen führen. Die Entscheidungsträger müssen endlich ihrer Verantwortung nachkommen und die Gebühren auf ein angemessenes Maß senken. Zudem sollte eine zeitnahe und familienfreundliche Regelung zur Erstattung bei reduzierten Betreuungszeiten eingeführt werden. Die derzeitige Praxis ist inakzeptabel und lässt den Eindruck entstehen, dass Familien in unserer Gemeinde eher als Einnahmequelle betrachtet werden denn als Bürgerinnen und Bürger, die Unterstützung verdienen.
Ich hoffe, dass die Elterninitiative Gehör findet und die Verantwortlichen zum Handeln bewegt. Denn wenn wir unsere Familien übermäßig belasten, zahlen wir langfristig alle den Preis – durch geringere Lebensqualität, Abwanderung junger Familien und einen Vertrauensverlust in unsere Stadtverwaltung.
Sebastian Heinzelmann, Reutlingen