Sehr geehrter Herr Hummel, ich schätze Ihren Einsatz für naturschutzfachliche Belange und Ihr außergewöhnliches Fachwissen im Bereich der Schmetterlinge sehr. Aber genau deshalb will ich Ihren Leserbrief zum Thema Windkraftstandorte in Trochtelfingen nicht unkommentiert lassen. Auch weil sich Kritiker zu sensiblen Themen häufiger zu Wort melden und die Bürgerinitiative Gegenwind mit einem äußerst geringen Bürgeranteil ordentlich Druck macht, könnte hier der Eindruck einer falschen Mehrheit entstehen.
Die BI glänzt mit fachlich gut vorbereiteten Argumenten gegen die Windkraft – es fehlt aber das Festlegen auf Alternativen. Sollte es die Atomkraft als einzige Energieform sein, die derzeit als klimafreundlich eingestuft werden könnte, dann bitte ich Sie, dies klar zu benennen!
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass der Mensch in der Auswahl der benötigten Energien immer schon auf der Suche war und sehr oft auch umdenken musste … Wälder wurden zur Kohlegewinnung und zur Eisenverhüttung fast gänzlich zerstört, Öl und Gas über die Weltmeere geschippert, durch den Tagebau von Braunkohle ganze Landstriche auch bei uns verändert.
Ganz zu schweigen von der unbestrittenen Erkenntnis, dass die dadurch erfolgende Anreicherung unserer Atmosphäre mit CO2 zu unabsehbaren klimatischen Folgen führen wird – Kritiker sagen könnte …!?
Dann also doch Atomkraft, aus der wir mit demokratischer Mehrheit ausgestiegen sind!? Zu Recht meine ich, da die Risiken, Uranabbau und Endlagerung unkalkulierbar sind. Die Alternativen von damals – »Atomkraft? Nein danke« – hatten das schon früh erkannt und nach Energiealternativen gesucht. Sie kamen, wer hätte es gedacht, auf Wind und Sonnenkraft.
Auch die Firma Sowitec aus Sonnenbühl hatte sich als Pionier früh auf den Weg gemacht – aus Überzeugung, dass sich etwas ändern muss. Seither haben wir tatsächlich zumeist herumgeeiert und zu wenig unternommen.
Dass wir nun auch hier in Trochtelfingen unseren Beitrag leisten wollen, kann uns nicht als Profitgier unterstellt werden, ganz im Gegenteil. Es stimmt, dass sich der politische Druck erhöht hat, aber auch die Mehrheiten der jungen Generation wollen ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Das ist ihr gutes Recht. Und wir als Gemeinderäte sollten die Mehrheiten unserer Bürger abbilden und die Chance der finanziellen Wertschöpfung an einer regionalen Energieerzeugung nutzen.
Auch wir hätten den Strom gerne aus der Steckdose, die Energieerzeugung weit weg, lieber nur drei statt fünf bis neun Windräder vor der Nase … aber wir dürfen uns nicht länger wegducken, nicht länger herumeiern …
Gemeinsam bewahren wir unsere Schöpfung, unseren Wald, unseren, aber auch den Lebensraum aller Menschen nur, indem wir unsere Potenziale nutzen. Sparen ist das eine – wozu ich gerne alle ermuntern will –, aber auch der nicht ideologische Blick auf die derzeit verfügbaren, möglichst ressourcenschonenden Alternativen!
Martin Tschöpe, Gemeinderat, Trochtelfingen