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Aktuell Leserbrief

»Es besteht in vielerlei Hinsicht Handlungsbedarf«

Lärmaktionsplan und Verkehrssituation in Wannweil (per E-Mail)

Was die Verkehrsplanung angeht, erinnert Wannweil immer mehr an das letzte gallische Dorf, das sich mit aller Macht gegen Forderungen von Experten und Studien zu Lärm-/Gesundheitsschutz und Verkehrssicherheit sträubt. In fast allen umliegenden Gemeinden hat sich mittlerweile Tempo 30, auch auf Durchgangsstraßen, durchgesetzt, für Radfahrer gibt es Schutzstreifen. Für den Außenstehenden ist hier ein ganzheitliches verkehrsplanerisches Konzept erkennbar.

In Wannweil hingegen scheint die so simple wie überkommene Strategie weiterhin in erster Linie darin zu bestehen, Autofahrern die möglichst zügige Ortsdurchfahrt zu ermöglichen, gerne auf Kosten der Gesundheit und Sicherheit der Anwohner und nicht motorisierter Verkehrsteilnehmer. Dabei sollte sich in der Zwischenzeit auch hier herumgesprochen haben, dass der Zeitverlust für Autofahrer bei Tempo 30 im Vergleich zu Tempo 50 minimal ist.

Die Fortschreibung des Lärmaktionsplans hat – nach der Verschärfung der Grenzwerte durch das EU-Parlament – ergeben, dass die Zahl der von Lärm betroffenen Anwohner an der Hauptstraße/K-furter Straße tagsüber von 374 auf 791 Personen (über 55 dB) und nachts von 269 auf 648 Personen (über 50 dB) gestiegen ist. Das heißt, dass tagsüber rund 14 Prozent und nachts 12 Prozent der Einwohner Wannweils von gesundheitsschädlichem Lärm direkt betroffen sind! Trotzdem sieht (außer den GAL- und SPD-Gemeinderäten) kein Entscheidungsträger Handlungsbedarf; Tempo 30 an der Durchgangsstraße wurde im Gemeinderat nun zum wiederholten Mal abgelehnt.

Wer in Wannweil an der Hauptstraße wohnt, hier mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist, kann darüber nur den Kopf schütteln. Lkw und Pkw brettern nicht selten mit gefährlich geringem Abstand an den Fußgängern auf dem Gehweg oder den Radfahrern auf der Straße vorbei. Autofahrer, die es wagen, an die Verkehrsbedingungen angepasst und somit langsamer als 50 km/h zu fahren, werden oftmals durch Hupen »zur Ordnung gerufen« oder überholt.

Nicht besser wird die Situation dadurch, dass auf manchen Abschnitten der Hauptstraße (insbesondere zwischen Edeka und Ortsausfahrt in Richtung Betzingen) außer Fußgängern auch regelmäßig E-Biker den Gehweg nutzen. Man mag es ihnen nicht verdenken, dass sie vor dem Verkehr auf der Straße lieber auf den Bürgersteig ausweichen, doch gefährden sie hier mitunter die Fußgänger. Ein weiterer Missstand, der von der Verwaltung ignoriert wird. Darüber hinaus gibt es auch abseits der Durchgangsstraße zahlreiche unübersichtliche Stellen, die gerade Kindern und älteren Menschen das Überqueren der Straße erheblich erschweren. Hier müssten dringend sichere Straßenübergänge wie etwa Zebrastreifen geschaffen werden. Ein Ärgernis sind zudem die auch auf stärker befahrenen Straßen teilweise nicht vorhandenen oder plötzlich im Nirgendwo endenden Bürgersteige.

Die Gefahrenstellen wurden bereits vor sechs Jahren im Fußverkehrscheck, an dem die Gemeinde teilnahm, analysiert. Die Verwaltung scheint jedoch eine Auseinandersetzung mit der offensichtlich lästigen oder als nicht wichtig erachteten Thematik vermeiden zu wollen. Jedenfalls sind, wie auch jüngst durch eine Umfrage der örtlichen Initiative »Schöner Radeln« bestätigt, viele der Problemstellen nach wie vor vorhanden.

Immerhin gibt es nun einen Blitzer an der Hauptstraße, der zumindest die schlimmsten Raser in ihre Schranken weist. Der neue Zebrastreifen auf Höhe des Edeka hingegen wird leider von Autofahrern häufig nicht beachtet. Fazit: Auf Wannweils Straßen besteht in vielerlei Hinsicht nach wie vor dringend Handlungsbedarf! Die berechtigten Sorgen vieler Bürger sollten von der »Gesunden Gemeinde« endlich ernst genommen werden und Gesundheitsschutz und Verkehrssicherheit für alle gewährleistet werden.

 

Caroline Rodenhäuser und Torsten Kurbad, Wannweil