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Aktuell Leserbrief

»Es bedarf eines fundamentalen Politikwechsels«

Zum Artikel »Die erschöpfte Republik« vom 1. August (per E-Mail)

Der von Hurrelmann diagnostizierte gesellschaftliche Zustand einer »posttraumatischen Belastungsstörung« ist ein Zugang zur »erschöpften Republik«. Die vielschichtige Krisendiagnose erzeugt in seinen Wechselbeziehungen Ohnmachtsgefühle und Schwächungen der Abwehrfähigkeit. Zumal es auch kein »Licht am Ende des Tunnels« geben soll. Und die Regierung plan- und machtlos wirkt. Und da »Mutti« mit ihrer Schwurbeltaktik durch das Grinsen des Kanzlers auch nicht mehr ersetzt werden kann, bleibt entweder die AfD oder ein regressiver Rückzug ins Private. Keine hoffnungsfrohe Zustandsbeschreibung. Zumal die Konsequenzen durch eine desaströse Energie-, Wirtschafts-, Kriegs-, Migrationspolitik noch nicht voll entfaltet sind: Inflation, Arbeitslosigkeit, Insolvenzen, Deindustrialisierung, Staatsverschulung.

Es ist aus der therapeutischen Praxis bekannt, dass ein Verharren in der Regression und einer paralysierte Handlungsfähigkeit in chronischer Erkrankung mündet. Was individualtherapeutisch schon tragisch genug ist, ist für »posttraumatisierte« Kollektive erst recht fatal. Ein zentraler Ansatz zur Heilung ist, dass die Themen erst einmal »auf den Tisch« müssen, um nach dem »Schwurbel«-Nebel und dem Bhudda-Grinsen wieder Kopf und Bauch freizubekommen. Prof. Dr. Kurt Löschke war mir mit einem prägnanten Statement besonders hilfreich. Deswegen sein Original: »Ich habe es satt ... ich habe die Schnauze voll vom permanenten und immer religiöser werdenden Klima-Geschwafel, von Energie-Wende-Phantasien, von Gruselgeschichten über Weltuntergangs-Szenarien von Corona über Feuersbrünste bis Wetter-Katastrophen... Ich leide darunter, miterleben zu müssen, wie aus der Naturwissenschaft eine Hure der Politik gemacht wird ... Ich habe es satt, mir von missbrauchten pubertierenden Kindern vorschreiben zu lassen, dass ich Schuld an Allem und Jedem bin ... Ich habe es satt, dass mir religiöse und sexuelle Minderheiten, die ihre wohlverbrieften Minderheitenrechte mit pausenloser medialer Unterstützung schamlos ausnutzen, vorschreiben wollen, was ich tun und sagen darf und was nicht ... Ich habe es satt, wenn völlig Übergeschnappte meine deutsche Sprache verhunzen und mir glauben beibringen zu müssen, wie ich mainstreamgerecht zu schreiben habe ... Ich habe es satt, wie völlig Ungebildete, die in ihrem Leben nichts weiter geleistet haben, als das Tragen einer fremden Aktentasche, glauben, Deutschland regieren zu können. Ich kann es nicht mehr ertragen, wenn unter dem Vorwand einer ›bunten Gesellschaft‹ Recht und Sicherheit dahinschwinden ... Ich möchte, dass in meinem Land die Menschen, gleich welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe und gleich welcher Herkunft wertgeschätzt und unterstützt werden, die täglich mit ihrer fleißigen, produktiven und wertschöpfenden Arbeit den Reichtum der gesamten Gesellschaft hervorbringen: die Mitarbeiter in den Unternehmen, die Handwerker, die Freiberufler, die vielen engagierten und sozial handelnden Unternehmer der kleinen und mittelständischen Wirtschaft. Ich möchte, dass die Lehrer unserer Kinder, die Ärzte und Pfleger die Anerkennung, die Wertschätzung und Unterstützung unterhalten, die sie täglich verdienen. Ich möchte, dass sich die Jungen und Ungestümen in wohlgesetzten Grenzen unseres Rechtsraumes austoben, sich aber für ihre Eltern und Großeltern, vor den Alten und Erfahrenen verneigen, weil sie die Erschaffer ihres Wohlstandes und ihrer Freiheit sind«.

Erst wenn die kollektiven Emotionen artikuliert sind, kann die »therapeutische« politische »Wende« beginnen. Dazu bedarf es eines fundamentalen Politikwechsels, der gekennzeichnet ist durch Kompetenz, Integrität, Glaubwürdigkeit und Transparenz.

Dr. Günter Ludwig, Reutlingen