Die Geschichte um das Barongrab war mir bisher völlig unbekannt. Ich als Zeitungsleser – doch mit ausgeprägtem demokratischen Verständnis und Innenleben – verstehe manche Reaktion und sehe doch deutlich, wie es den Menschen schwerfällt, mit etwas nachhaltig und angemessen umzugehen. Hier Franz von Bodman. Schnell ist man beim Begriff Unmensch. Als solcher dürfte er sich verhalten haben in der NS-Zeit, wie in dem Artikel lesbar ist. Da gibt es wohl nichts gesundzubeten. Andererseits müssen wir Lebenden überlegen, wie wir uns mit Hirn und Verstand angemessen mit sowas auseinandersetzen. Eines ist klar: Mit der Empörungskultur kommen wir nicht weiter. Mit Verharmlosung auch nicht. Einen Königsweg gibt es nicht.
Doch wir Lebenden können nicht umhin, uns klarzumachen, dass mit dem Tod eines Menschen er unangreifbar wird! Wir werden sonst nie Frieden finden können mit unseren Verstorbenen – das gilt auch für kleine und harmlose Missetaten. Auch eine »Rote Linie Kultur« hilft oft, doch hier auch nicht weiter. Das einzige Ventil kann sein, das, was ein Verstorbener im Guten wie im Bösen getan hat, in Erinnerung zu halten. Geschichtliche Aufklärung, soweit das möglich ist, beschreibt die Mission. Es ist Unsinn, an das Grab eine Informationsschrift zu setzen, denn der Mensch ist tot! Die lebenden Täter der NS-Zeit gerichtlich zu verurteilen, ist in Ordnung. Stellen Sie sich vor, wir würden alle verstorbenen Nazis oder Kriegsverbrecher an den Pranger stellen. Und dann? Dann müsste man auch den Kaiser Napoleon I, der für den Tod Zehntausender Württemberger im 19. Jahrhundert im Krieg gegen Russland in Schuld steht, aus dem Invalidendom in Paris nehmen. Wir kommen so nicht weiter!
Allerdings ist unklar, ob Franz von Bodman überhaupt im Friedhof Zwiefaltendorf begraben liegt. Anscheinend nicht. Wohl eher in St. Johann in Österreich, als er sich das Leben genommen hatte. Dann verstehe ich zwei Dinge nicht. Erstens, warum überhaupt eine Grabstelle vorhanden ist, und zweitens, warum Franz von Bodman »nachgraviert« worden war.
Lassen Sie uns besonnen bleiben. Emotionen sind immer leicht gezeigt und oft ohne langen brauchbaren Bestand. Kommentierungen, wie es in dem Artikel des GEA heißt, sind Unsinn, doch Aufklärung tut not, doch nicht im Friedhof. Politik und Erinnerungskultur haben dort nichts zu suchen. Dort müsste man am besten wissen, dass ein Verstorbener Neutralität bekommt. Sinn macht eine Plastik der Opfer in Riedlingen oder Zwiefaltendorf und ein geschichtlicher Eintrag in die Homepage der Orte. Meinetwegen auch eine Stiftung der Familie von Bodman.
Joachim Steinmaier, Dettingen