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Aktuell Leserbrief

»Eine gute Nachricht?«

Krieg in der Ukraine (per E-Mail)

»Die gute Nachricht ist, es wird nicht am ersten Tag schon der Frieden ausbrechen«, so beruhigte uns ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen anlässlich der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten. Das stimmt doch wirklich hoffnungsfroh, oder? Gut, vielleicht nicht Sie, mich definitiv auch nicht, die Soldaten und ihre Familien vermutlich noch weniger, aber bestimmt alle jene, bei denen sich das Andauern des gegenseitigen Tötens positiv im Geldbeutel auswirkt.

So haben beispielsweise die USA zufällig noch rechtzeitig vor dem völlig überraschenden Kriegsbeginn das Land-Lease-Gesetz in Kraft gesetzt, welches regelt, dass all die guten Gaben an die Ukraine lediglich geliehen sind und somit zurückbezahlt werden müssen. Was das zerstörte Land selbstredend nicht können wird, außer vielleicht in Form von fruchtbaren Ackerböden, Bodenschätzen und anderen Assets, welche die Gläubiger stattdessen sicherlich großzügig als Zahlungsmittel akzeptieren werden. Deutschland hingegen behält für seine Unterstützung des Kiewer Regimes vor allem das gute Gefühl moralischer Überlegenheit ob seines selbstlosen Einsatzes für Demokratie und Menschenrechte, welche die Ukrainer freundlicherweise für uns verteidigen. Unsere sogenannten Hilfspakete sind gratis. Geschenkt.

Aber selbst wenn der Frieden bedauerlicherweise eines Tages dann doch ausgebrochen sein sollte, sind wir wegen einer anscheinend unbedingt anzustrebenden »Kriegstüchtigkeit« noch keinesfalls fertig beim Geldausgeben. Auch für den Fall dass man es für realistisch hält, dass Russland die x-fach überlegene Nato angreifen könnte – wäre dann nicht höchstens »Verteidigungsfähigkeit« angesagt?

Beim medienwirksamen Feilschen um die Prozentzahlen, die in Form von Rüstungsausgaben die militärische Überlegenheit garantieren sollen, bedeuten jedoch bereits die vom deutschen Wirtschaftsminister geforderten 3,5 Prozent bezogen auf das Gesamt-Bruttoinlandsprodukt umgerechnet rund hundertfünfundvierzig Milliarden Euro, fast ein Drittel unseres gesamten Staatshaushalts! Wem und wo dieses Geld fehlen wird, kann sich jeder selbst ausmalen.

Dieses Bruttoinlandsprodukt erhöht sich durch zunehmende Militarisierung, wodurch dann wiederum der Betrag für Rüstungsausgaben größer wird – ein unlustiger Fun Fact am Rande, besonders unlustig auch deshalb, weil das Ganze bestimmungsgemäß letztendlich buchstäblich in Schall und Rauch und Tod aufgehen wird. Weniger unlustig, wenn man rechtzeitig clever investiert hat. Als Erstes werden also mancherorts Champagnerkorken knallen. Wie war das doch gleich noch mal, warum muss Deutschland »kriegstüchtig« werden? Ach so, ja klar, der Russe kommt ...

 

Andrea Scheib, Reutlingen