Am Mittwoch vergangener Woche konnte man in der Volkshochschule Reutlingen an einer interaktiven Veranstaltung mit Prof. Florian Kapmeier teilnehmen. Prof. Kapmeier hat in sehr lebendiger Weise und mit viel interessantem Wissen das Umwelt-Klimasimulationsprogramm EN-ROADS, das online verfügbar ist, vorgestellt und erklärt. Vor allem konnten die circa 50 Teilnehmer selbst in das Geschehen eingreifen.
Das Geschehen ist ein Klimaszenario, das von dem ständig durch Wissenschaftler aus der ganzen Welt aktualisierten Ist-zustand ausgehend, Prognosen für den Klimawandel erstellt. Dies geschieht unter Berücksichtigung von einer unglaublichen Fülle von Parametern, die von den Teilnehmern ausgewählt werden können. Das geht von CO2-Preis über E-Mobilität und Aufforstung, bis zu staatlichen Förderungen und Vieles mehr.
Interessant war, dass vor allen Dingen der CO2-Preis, wenn er hoch genug ist, eine starke Breitenwirkung verursacht. Aber es gibt nicht den einen Gamechanger. Gebäudedämmung, Effizienzsteigerung, weniger tierbasierte Ernährung, Emobilität, Müllvermeidung, Abholzung …
Insgesamt haben wir es geschafft, das Klima nur um 1,5 Grad Celsius zu erhöhen. Dazu müssten alle unsere Maßnahmen sofort weltweit umgesetzt werden, was leider unmöglich ist. Ich war vor circa 25 Jahren bei einem Vortrag eines NASA-Wissenschaftlers, der die kohlenstoffbasierte Klimaerwärmung beschrieben hat und schon damals Auswege durch Umbau der Wirtschaft, der Techniken und des Verhaltens beschrieben hat, ohne echten Verzicht. Nun, 25 Jahre später, müssen wir schon mit dauerhaften Kosten rechnen, die die 1,48 Grad Celsius jedes Jahr mit sich bringen. Das sind echt Schulden, und die Natur wird auf die Zinsen nicht verzichten. Das heißt aber, dass Klimaschutz möglich ist und zu den wichtigsten Aufgaben unserer Zeit gehört. Und das Gute daran: Man fährt in einem E-Mobil genau so gut, die Luft wird insgesamt besser, man lebt gesünder. Denn die meisten Maßnahmen haben positive Nebeneffekte.
Das Thema Klimawandel wurde durch Pandemie und Kriege sehr stark aus dem Bewusstsein gedrängt, obwohl es in Zukunft und vielleicht auch jetzt schon Ursache eben für Kriege, Fluchtbewegungen, Krankheiten und so weiter sein wird! Klar, es ist deprimierend über Dinge nachzudenken, wo man die Hoffnung an die Menschheit vielleicht schon aufgegeben hat. Umso erfreulicher war es an diesem Abend zu sehen, dass es nicht zu spät ist noch unter 2 Grad Celsius zu bleiben, wenn man denn will.
Zumindest technisch ist es möglich, die Welt für alle positiv zu verändern, wenn da nur nicht Egoismen und Verlustängste vor allem der Reichen und Mächtigen wären. Vielen Dank an BUND, Fridays for Future und Volkshochschule, die diesen ersten Abend, der zu einer kostenlosen dreiteiligen Veranstaltungsreihe gehört, möglich gemacht haben.
Thomas Hauschild, Engstingen