Stolz wurde der neue Radweg »Kleine Lederstraße« im GEA präsentiert: 900 Quadratmeter neuer Radweg!
Endlich kann man als Radfahrer entspannen und endlich wieder, auf circa 50 Metern, auf seinem Handy daddeln, bevor man sich nach den 900 Quadratmetern wieder mit den ärgerlichen Autofahrern und Fußgängern herumschlagen muss! Aber immerhin wird von mindestens 2.000 Radfahrern erzählt, die sich bisher täglich an diesem Nadelöhr herumquälen mussten, Tendenz steigend.
Immerhin 900 Quadratmeter. Leider ist kurz davor, mit den bestehenden Stein-pollern vor der Volkshochschule, und kurz danach mit dem beginnenden Fußgängerweg zur Stadthalle, die Realität, was die Tausenden Radfahrer hier nach wie vor erwartet: ein Hindernisweg, der offen lässt, wer hier Vorfahrt hat und wie hier der Radweg geregelt ist. Stolz zeigt eine aufwendige rote Stele, wie viel tausend Radfahrer heute hier gefahren sind. Ich frage mich, wieso man so stolz ist, gerade an einer Stelle zu zählen, an der sich Radfahrer, Füßgänger, Mütter mit Kinderwägen und Kinder, den engen Weg teilen. Eigentlich peinlich!
Es fehlt hier die konsequente Weiterführung des Radwegs: durch den Fußgängerweg am Tübinger Tor vorbei, zur Stadthalle. Ein Zebrastreifen über die Buszufahrt und ein eindeutiger Radweg, zur und über die Eberhardtstraße! Das dürfte doch nicht die Welt kosten, dem Straßenraum hier eine blaue Spur abzuzweigen. Danke Reutlingen, mit seinen sparsamen blauen Straßen. Falsch! – wird so mancher genervte Autofahrer nun einwerfen wollen: Es gibt genug blaue Fahrradstraßen. Ich sage Nein, es fehlen an den wichtigsten Stellen in der Stadt die blauen Wege.
Die Charlottenstraße ist zwar nett gemeint, dient aber hauptsächlich den Schülern. Die Hauptroute geht nach wie vor an der Lederstraße entlang und ist ein vernachlässigter Flickenteppich, der die Bezeichnung Radweg nicht verdient!
Im gleichen GEA wird weiter hinten, in einem Artikel, die nächste Tübinger Radbrücke erwähnt, die bald eingeweiht wird. Ich mache gerne ein Fahrradausflug zur neuen blauen, schön geschwungenen Radbrücke nach Tübingen und stehe mit feuchten Augen davor und denke: Das kommt dem Fahrradhimmel schon ziemlich nahe! Klar, ein Glashaus ist ja auch nicht schlecht, da muss eben die Verkehrswende hinten anstehen, das verstehen wir alle.
Oliver Thelen, Reutlingen