Zu den beiden Leserbriefen vom 21. September von Dr. Günter Ludwig und von Dirk Mrotzeck: Ersterem stimme ich in weiten Teilen zu, was Herr Mrotzeck schreibt, ist furchtbar. Es ist nicht möglich, auf alle seine Meinungen gründlich genug einzugehen, aber auf zwei Passagen muss ich unbedingt reagieren.
Ich zitiere: »Die Nato ist ein reines Verteidigungsbündnis.« »Die Nato hat noch nie ein Land angegriffen.« »Wir sind durch die Nato geschützt …« Doch, die Nato hat vielfach Länder völkerrechtswidrig angegriffen, in denen sie nichts zu suchen hatte. Eingeleitet beziehungsweise argumentiert mit unwahren Behauptungen. Und was hat die Nato erreicht? Zerbombte Länder, die nie mehr zu einer brauchbaren staatlichen Ordnung zurückgefunden haben, schon gar nicht wurden Demokratien westlicher Vorstellungen daraus. Bürgerkriege und Flüchtlingswellen waren und sind die Folge! Wir haben Chaos hinterlassen und ganz sicher nicht unsere Freiheit verteidigt!
Beispiele: Aus Wikipedia – Zweiter Golfkrieg 1990 beziehungsweise 1991: »Drittens war der Zweite Golfkrieg der erste militärische Großeinsatz der Vereinigten Staaten im Nahen Osten, von zwei eingeschränkten Operationen im Libanon (Libanonkrise 1958 und 1982–1984) abgesehen«.
Bundeszentrale für politische Bildung: »Am 24. März 1999 begannen die Nato-Staaten – ohne UN-Mandat – mit Luftschlägen gegen Ziele in Jugoslawien.«
Aus Wikipedia: Der Irakkrieg oder Dritte Golfkrieg (auch Zweiter Irakkrieg) war eine Militäroperation der USA, Großbritanniens und einer »Koalition der Willigen« im Irak. Er begann am 20. März 2003 und führte zur Eroberung der Hauptstadt Bagdad …
Aus DW (Deutsche Welle), dem Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland): (…) Die dann von der Nato gegen Gaddafis Militär unternommenen Angriffe trugen erheblich zur Schwächung des Diktators bei … Weitere Eingriffe der Nato in Syrien und ganz sicher in Afghanistan kennen viele Leser wahrscheinlich aus eigener Erfahrung.
Ich zitiere Herrn Mrotzeck nochmals: »Wir sind durch die Nato geschützt.« Das darf man zumindest sehr anzweifeln. Es gibt innerhalb des Nato-Bündnisses sehr unterschiedliche Interessen und wahrscheinlich würden uns im Kriegsfall, zumindest von den USA, nur Waffen geliefert werden, wie auch der Ukraine. Besonders betont wird bei uns immer wieder der atomare Schutzschirm durch die USA. Aber ist es denn wirklich ein Schutzschirm, wenn wie derzeit Atomwaffen in der Pfalz gelagert sind, von deutschen Kampfflugzeugen ins Ziel gebracht werden sollen und die Rolle der USA darin besteht, die Einsatzfreigabe oder den Einsatzbefehl zu erteilen? Macht der Umgang mit der Ukraine, die schlicht und einfach in einem Stellvertreterkrieg verheizt wird, denn nicht nachdenklich?
Die grenzenlose Fantasie, nicht nur von Herrn Mrotzeck, was oder wen Russland gerne alles angreifen würde, ist nicht hilfreich. Er sollte über seine Leserbriefüberschrift nachdenken! Um den Ukrainekrieg besser zu verstehen, empfehle ich das Buch von Günter Verheugen/Petra Erler: »Der lange Weg zum Krieg«!
Siegfried Keßler, Bad Urach