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Aktuell Leserbrief

»Diese Wälder müssen unbedingt erhalten werden«

Zum Artikel "Rotmilan & Co. brauchen alten Wald" vom 17. Februar (per E-Mail)

Selten hat mich ein Artikel im GEA so überrascht. Schließlich hat man bis jetzt vom Nabu und BUND zu diesem Thema nichts vernommen. Es ist wichtig, dass die Verbände auf die Problematik von Windkraftanlagen in alten Wäldern hinweisen.

Leider ist es für einige alte Wälder auf der Reutlinger Alb schon zu spät. Der wertvolle Wald im Undinger Hochfleck ist unwiederbringlich zerstört. Fünf Hektar alter, unbelasteter Wald wurden für vier Windkraftanlagen (WKAs) gerodet. Dabei müssen die Anlagen wegen des hohen Milanaufkommens während der Brutzeit tagsüber abgeschaltet werden. Selbst solche Bedingungen werden von den Tübinger Stadtwerken in Kauf genommen. Ob sich die hohen Investitionen lohnen?

Als Einwohnerin von Kohlstetten habe ich feststellen müssen, dass um den Ort herum vom Regionalverband 994 Hektar Vorrangflächen für WKAs ausgewiesen sind. Praktisch alle Flächen betreffen alten wertvollen Wald. Ausgerechnet um den Tourismusschwerpunkt Sternberg mit Wanderheim, großer Grillstelle und Aussichtsturm sind jetzt schon elf WKAs geplant und zum Teil schon genehmigt. Auch bei den Vorranggebieten um Ohna-stetten (Gemeinde St. Johann) und beim Hochhart, (Staatswald, Gemeinde Lichtenstein), beide nahe Kohlstetten, handelt es sich um alten wertvollen gesunden Wald und um beliebte Wandergebiete.

Auffallend ist, dass das Land Baden-Württemberg, vertreten durch die Forst BW, ohne Beteiligung der Kommunen und betroffenen Bürger seine Waldflächen Investoren zum Bau von WKAs anbietet. Ist das die von der Regierung angekündigte Bürgernähe?

Den Aussagen von Andreas Wöhrmann vom Nabu Tübingen ist nichts hinzuzufügen. »Der Verlust genetischer Vielfalt ist die größte globale Krise unserer Zeit. Diese beim Bau von erneuerbaren Energien zu missachten wäre verantwortungslos.« Unter anderem brauchen Greifvögel, Fledermäuse oder nachtaktive Vögel wie Käuzchen alte Wälder. Fledermäuse und Käuzchen benötigen Höhlen in alten Bäumen. Auch die vielfältigen Funktionen eines alten Waldes werden von Herrn Wöhrmann aufgezählt wie zum Beispiel CO2-Speicher, Orte der Kühlung, Luftfilter und eingespieltes Kreislaufsystem zwischen Mikroorganismen im Boden ...

Deutlich wird, dass ein alter Wald durch keine Aufforstungen oder Blühwiesen ersetzt werden kann. Diese in vier bis fünf Generationen gewachsenen Wälder müssen wegen ihrer vielen bedeutenden Funktionen unbedingt erhalten werden.

Das Umwelt Prognose Institut Heidelberg zeigt in einer Expertise für Baden-Württemberg einen Weg auf, wie ohne WKAs im Wald die Energieziele erreicht werden können.

 

Utta Goerlich, Kohlstetten