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Aktuell Leserbrief

»Die Statistiken sind verlogen«

Zum Artikel »Neue Initiative: ›Pro Windkraft‹« vom 26. September (per E-Mail )

Man fragt sich, ob die Windrad-Euphoriker sich schon mal mit der Realität der Stromversorgung beschäftigt haben? Interessant ist doch, dass bei einem großen Energiekonzern, der deutschlandweit 66 Windparks (davon 20 in Baden-Württemberg) hat, fast regelmäßig 30 Prozent, manchmal sogar 50 Prozent der Windparks stehen, teils wegen Wartung, wegen externen Einflüssen oder wegen zu geringer Windgeschwindigkeit. Am 9. Oktober standen beispielsweise morgens um 9 Uhr 22, mittags um 13 Uhr, also zur Zeit des größten Strombedarfs 30, und abends um 19 Uhr 32 von 66 Windparks – und das, obwohl es kaum Solarstrom gab. Am 6. Oktober standen abends 42 und am 7. Oktober mittags 37 der 66 Windparks.

In Baden-Württemberg standen am 12. Oktober abends wegen zu wenig Wind 17 der 20 Windparks. Da fragt man sich doch, ob sich Windparks in Baden-Württemberg überhaupt lohnen? Beziehungsweise ob sie in der Lage sind, unseren Strombedarf zu decken? Warum sollten wir Windparks bauen, wenn jetzt schon so viele oft stehen? Und wir bei Sonnenschein viel zu viel Solarstrom haben, den keiner will? Die Statistiken zu erneuerbaren Energien sind verlogen. Sie suggerieren, dass wir nur noch ein paar Windrädchen brauchen, um das Ausbauziel 80 Prozent erneuerbarer Energie zu erreichen. Doch was nützt uns der im Sommer zu viel produzierte Solarstrom nachts und im Winter? Null, niente, nada!

Eine ehrliche Statistik würde aufteilen auf Sommer- und Winterhalbjahr, sowie auf Tag und Nacht. Dann könnte auch der Dümmste sehen, dass die schon vorhandenen 30.000 Off- und Onshore-Windräder mit einer installierten (also möglichen) Gesamtleistung von 70 Gigawatt nachts im Winter manchmal nur 5, 9 oder 11 Gigawatt Strom liefern. Die restlichen 50 Gigawatt kommen dann aus Kohlekraftwerken oder müssen im Ausland zu jedem Preis erbettelt werden. Das waren im November 2024 mal 80 Cent für eine Kilowattstunde Strom, neulich waren es 38 Cent. So sieht die neue »Unabhängigkeit« aus. Das Windrad in Veringenstadt mit einer installierten Leistung von 4,2 Megawatt (MW) hat in den ersten 4 Monaten dieses Jahres 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom produziert. Ein Windpark in Berghülen mit einer installierten Leistung von 6 MW schaffte im gleichen Zeitraum 2,9 Millionen Kilowattstunden. Da scheinen mir die 12 Millionen Kilowattstunden pro Windrad/Jahr am Käpfle gewaltig übertrieben.

 

Edith Steinmaier, Trochtelfingen