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Aktuell Leserbrief

»Die Sache hat viele Haken«

Atomkraft (per E-Mail)

Den Wiedereinstieg in die Atomkraft mindestens zu prüfen oder direkt umzusetzen, fordern CDU, CSU und AfD. Das BSW will weiter forschen. Dabei ist leicht nachzulesen, dass die Atomkraft um ein Vielfaches teurer ist, als es die Erneuerbaren sind. Zwar gibt es weltweit einzelne geplante Neuanlagen. Ihr Anteil gegenüber dem Zubau von Erneuerbaren Energien ist aber verschwindend gering. Dafür gehen die Kosten pro Anlage in einen dreistelligen Milliardenbereich. Ohne massivsten Einsatz von Steuergeldern in nie gekannten Höhen finanziell völlig sinnlos und mutmaßlich von langer Hand geplanter Betrug am Steuerzahler. Aber Atomkraft ist für manche Länder militärisch interessant.

Das neueste Versprechen: Die sogenannten Mini-Atomkraftwerke, die Small Modular Reactors (SMR). Darauf setzen die Pro-Atom-Parteien CDU, CSU, AfD und auch die FDP. Die angebliche Idee: Viele kleine Atomkraftwerkle, industriell in Massenproduktion billig zu bauen, würden über das Land verstreut. Die Behauptung: Weniger Atommüll, viel sicherer. Und angeblich könne man Atommüll benutzen.

Aber die Sache hat viele Haken. Erstens: Verschiedene Studien zeigen, dass die große Zahl an SMR, die nötig wären, insgesamt noch viel unsicherer sind, als herkömmliche Reaktoren. Zweitens: Pro erzeugter Megawattstunde steigt der Atommüll je nach Schätzung um das zwei- bis dreißigfache, weil die SMR weniger effizient sind. Drittens: Uran wird weiter benötigt. Unser bereits eingeglaster Atommüll ist unbrauchbar. Es bleiben also große Abhängigkeiten gegenüber den Abbauländern. Und auch Uran reicht nicht mehr ewig. Viertens: Die Technik ist in der Entwicklung – Marktreife frühestens 2045. Andere Schätzungen gehen von 2060 aus.

Bis dahin sind die Erneuerbaren, die schon jetzt marktreif und konkurrenzlos günstig sind und funktionieren, noch viel weiter entwickelt. Fünftens: Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob eine Marktreife überhaupt erreicht wird und wie viel Steuergelder bis dahin investiert werden müssen.

Resümee: Die Atomparteien versprechen etwas, von dem sie offensichtlich wenig wissen. Oder sie wissen genau, um was es geht und wer in Wahrheit profitieren würde. Und das wären sicher nicht Normalbürgerin und Normalbürger. Augen auf bei der Bundestagswahl!

 

Raimund Haak, Reutlingen