Die IG-Metall ist wieder in Fahrt und Drohungen werden gleich mitgeliefert. »Wir wissen, wie man Funken in Flammen verwandelt!« Solche Worte von Thorsten Gröger klingen eher nach Krieg als nach einer vernunftorientierten Lösungssuche zur notwendigen Kostenreduktion.
Für Mitarbeiter aus kleinen und mittelständischen Unternehmen ist der belegschaftsseitige Aufruhr wegen zehnprozentiger Lohnkürzung und weiteren Einschnitten eher unverständlich, wären sie doch froh, hätten sie ein Gehalt von 90 Prozent der normalen VW-Mitarbeiter, von deren Benefits ganz zu schweigen. Selbst ein langjähriger Konstrukteur verdient oft zigtausende Euro pro Jahr weniger als sein Kollege in den großen Automobilwerken. Bei 40-Stunden-Wochen wohlgemerkt.
Womit ist das zu rechtfertigen und wie lange soll das noch gutgehen? So viele Pools wie in Kästorf neben dem VW-Werk gibt es in diesen Breitengraden wohl nirgends. Ich finde, das sagt schon etwas aus. Die Kosten sind hierzulande zu hoch, um mit Alltagsfahrzeugen gegen die europäischen Wettbewerber und Standorte aus Spanien, Tschechien und Rumänien bestehen zu können. Jeder normale Manager würde so gegensteuern: Gehaltsreduktion – selbstverständlich auch in den Chefetagen und Arbeitszeitanpassung, Streichung von Schichten und als letzten Schritt notfalls auch Auslagerung. Denn schon ein Umzug und der Aufbau der Werke ist sehr teuer und man sollte alles versuchen, das zu vermeiden! Ich denke, wenn man bei VW die Gehälter an die eines normalen Maschinenbaubetriebs anpassen würde, wäre der ID3 gleich Tausende Euro günstiger zu fertigen, ohne, dass jemand am Hungertuch nagen muss – und VW wieder wettbewerbsfähig. Und ist der Strom zu teuer? Dann macht man sich PV-Anlagen auf die Dächer. Bei VW sind noch viele frei.
Ralf Epple, Frickenhausen