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Aktuell Leserbrief

»Der Balken im eigenen Auge«

Jens Spahn und die Maskenaffäre (per E-Mail)

Wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Späne. Wo viel gehobelt wird, derer viele. Ob ihrer Vielzahl darf man natürlich nicht den einzelnen Span aus den Augen verlieren. Man sollte sich aber auch nicht an einem einzigen Spa(h)n abarbeiten, quasi als pars pro toto. Sie haben ihn gerade am Kanthaken, den Jens Spahn, und das ist gut so. Man darf, ja, man muss Politiker wie ihn mit seiner Fehlbarkeit, seiner Selbstüberschätzung und den gravierenden Auswirkungen auf unser aller Vermögen konfrontieren. Wer politisch verantwortlich ist, der muss politische Konsequenzen tragen.

Einst, in der guten alten »Bonner Republik«, war das politische Gepflogenheit. Es gehörte sozusagen zum politischen Ethos – man baute Mist, man stand dafür gerade! Politische Größe zeigte, wer das »große Ganze« über seine Person, über die eigene Befindlichkeit stellte. »Schorsch« Leber erduldete klaglos diese Konsequenz, Willy Brandt zeigte diese Größe. Nicht nur bei seinem Kniefall vor der niederdrückenden geschichtlichen deutschen Schuld, auch (leider) unverschuldet in der Guillaume-Affäre. Der wahre Verantwortliche dieses nachrichtendienstlichen Desasters hingegen, Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, kam 1989, wegen der Ausreise von DDR-Bürgern ins damals »freie« Deutschland, zu weiterem politischen Ruhm. Siehe: Wer ausharret, der wird gekrönt! Dies zu politischem Anstand und der These, dass früher alles besser war. Couragiertes Einstehen für das persönliche Versagen wäre auch bei Andreas Scheuers Maut-Desaster angebracht gewesen, und, nicht zu vergessen, unter anderem bei Olaf Scholz oder Angela Merkel. Bei allen Vorgenannten jedoch Fehlanzeige, Flatline, Null-Linie. Vielmehr herrscht/e starrsinniges Beharren auf dem eigenen Versagen.

Wenn allerdings trittbrettfahrende Grüne aktuell glauben, mit ihrem Spahn-Bashing beim Wähler punkten zu können, dann wirkt das im Hinblick auf den Flurschaden, den Baerbock, Habeck und andere Grüne angerichtet haben, wie wenn ein Räuber »Haltet den Dieb« ruft! Darum kann man Bürgern nur raten, ihr Gedächtnis zu bewahren – gegen jedes Vergessen!

Diejenigen, die es ernst meinen mit Aufklärung und Aufarbeitung von Corona-Maßnahmen, sollten auch nicht wegschauen bei dubiosen NGO-Finanzierungen und anderen untersuchungswerten Vorgängen. Man muss sich auch in den eigenen Reihen des ewigen Rechtsprinzips vergegenwärtigen: fiat iustitia et pereat mundus – lasst Gerechtigkeit walten, und mag darüber die Welt zugrunde gehen! Diese Maxime als Messlatte für die Minimalisten jeglicher Couleur, egal ob grün, rot, schwarz, blau, gelb oder regenbogenfarben – welch frommer Wunsch! Man darf eben nicht nur den Span im Auge des anderen sehen, man muss sich auch dem Balken im eigenen Auge stellen.

 

Detlev Gottaut, Pfullingen