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Aktuell Leserbrief

»Das Wesentliche kommt zu kurz«

Zum Artikel »Zu viel Gastro? Zu wenig Flair?« vom 4. Januar (per E-Mail)

Zuerst mal hat mich die Überschrift neugierig gemacht. Es sind Details beschrieben, die sicher ihre Berechtigung haben, doch das Wesentliche kommt zu kurz. Zur Einordnung meines Leserbriefs ist ein Blick in die Vergangenheit wichtig. Weihnachtsmärkte schossen wie Pilze aus dem Boden seit 1990. Immer größer, immer heller steht seither im Mittelpunkt. Manche Weihnachtsmärkte sind Krämermärkte mit Weihnachtsdekoration! Das nenne ich professionelle Vermarktung, oder wie manche sagen Konsumterror.

Ruhe und innere Einkehr ist verloren gegangen durch Erwartungshaltung der Besucher der Weihnachtsmärkte. Weihnachten kommt von innen durch innere Ruhe und Gelassenheit und durch bewussten Umgang mit diesen Verlockungen. Ein Weihnachtsmarkt ist etwas für die Adventszeit. Backwaren, Kerzen, Glaskugeln, Lametta, Handschuhe, Papier und Holzkunst sind passende Dinge für diese Zeit. Heute sind das Partymeilen für jüngere Leute zwischen 18 und 40 Jahren geworden. Das habe ich auf dem Weg ins Konzert im Jazzclub Kiste, bei dem der Stuttgarter Weihnachtsmarkt auf der Strecke lag, so erlebt. Schupfnudeln, Glühwein und vielleicht Kunsthandwerk sind die Renner! Der Weihnachtsmarkt ist hip, doch denkt da auch jemand an Weihnachten?

Nun bin ich kein Pfarrer, sondern ich möchte Bewusstsein schöpfen an unser tägliches Denken und Handeln, das immer mehr von Handy und einem sich immer schneller drehendem Hamsterrad dominiert wird. Sind wir auf schnelle Ablenkung aus und denken nicht darüber nach, was wir tun? Haben wir verlernt, etwas mit uns anzufangen, ein Buch, Hobby, Familie, oder schlichtweg mit sich und der Welt zufrieden zu sein? Leider kann man das nicht lernen, das kommt oder eben nicht.

Und ein ganz wichtiger Punkt ist die Ökobilanz. Ich wollte nicht wissen, wie viele Megawatt Strom bundesweit durch Umlauferhitzer, Kochstellen, Glühbirnen und Ähnliches geht und wie viele Kilometer gefahren werden mit dem Auto hin und zurück. Dies ist in Teilen ein etwas überzeichneter Leserbrief, doch steckt darin nicht ein dickes Körnchen Wahrheit?

 

Joachim Steinmaier, Dettingen