600 000 000 000,00 - in Worten: Sechshundertmilliarden Euro - haben die Banken gerade von der Europäischen Zentralbank (EZB) zu einem lächerlichen Zins von 1 Prozent p. a. erhalten. Das Ziel: damit sollen den Unternehmen zinsgünstiger Kredite zur Verfügung gestellt werden.
Brauchen die Banken dieses Geld? Die Antwort lautet: Nein! Gute und gesunde Banken können sich seit jeher aus ihren Einlagen, zum Beispiel Spar- und Giroeinlagen und/oder Tagesgelder zu den gleich günstigen Konditionen refinanzieren und diese Einlagen wieder an ihre Kunden ausleihen - zu ordentlichen Margen, versteht sich. Beispiel gefällig? Eine Milliarde Einlagen zu 1 Prozent verzinst und zu 11 Prozent ausgeliehen macht schlappe 100 Millionen Gewinn. Und schlechte Banken? Die haben eh kein Geld für Kredite, weil sie ihr Kapital in der Vergangenheit mit Ramschanleihen verzockt haben.
Was machen die mit dem billigen Zentralbankgeld? Antwort: Sie geben es nicht ihren Kunden, sondern legen es auf dem Kapitalmarkt an, zum Beispiel in einer Staatsanleihe mit einer Rendite von 1,25 Prozent für ein Jahr. Nachrechnen: 600 Milliarden zu 1 Prozent geliehen (ohne Sicherheiten natürlich!) und zu 1,25 Prozent angelegt, macht einen Gewinn von? Richtig: 1,5 Milliarden Euro - ohne großen Aufwand, ohne Risiko.
Und damit werden dann die Bilanzen saniert und an die Manager weiter satte Boni gezahlt. Finden Sie das in Ordnung? Ich nicht. Und warum regt sich keiner darüber auf? Weil es kaum einer kapiert.
Würde die Politik Boni zahlende Banken weiter subventionieren, welches Gezetere würde das geben? Unvorstellbar. Also wählt man den anderen, weil unauffälligeren Weg und überhäuft sie mit Massen von Euros. Wie heißt das nochmal, wenn man immer mehr Geld macht und es dadurch wertlos wird? Richtig: Inflation. Kredit bei einer Bank aufnehmen und für einen Euro Kredit drei Euro Sicherheiten hinterlegen? Wozu denn? Gründen Sie doch eine Bank, holen Sie sich billiges Geld von der EZB und scheffeln sie Milliarden. Kunden? Brauchen Sie nicht!
Klaus Digel, Reutlingen
