Auf der Podiumsveranstaltung mit den Reutlinger Bundestagskandidatinnen und -kandidaten am 7. Februar in der Volkshochschule und in dem Artikel »Wir wollten, dass die Mitte den Antrag mitträgt« vom 1. Februar wies Michael Donth als Kandidat der CDU mehrfach auf die furchtbaren Bluttaten in Solingen, Magdeburg, Mannheim und Aschaffenburg hin und leitete daraus eine Bedrohung ab, die durch »irreguläre Migration« verursacht werde. Nun ist jede dieser Taten schrecklich. Die Behauptung, dass Migranten Schuld an einer gestiegenen Kriminalität haben, lässt sich – so schön einfach sie klingt – aus keiner Statistik ableiten. Im Gegenteil. Die Kriminalstatistik für Deutschland zeigt: Bei Gewalttaten, Mord, Totschlag, Sexualdelikten ist die Zahl der Vorfälle in den vergangenen Jahrzehnten zum Teil drastisch gesunken. Gleichzeitig hat der Anteil der ausländischen Bevölkerung jedoch zugenommen.
Unser Leben ist sicherer geworden – auch wenn sich jede der von Donth genannten Einzeltaten ganz furchtbar in unser Gedächtnis gebrannt hat. Warum wir Donthschen Fehlschlüssen dennoch leicht zum Opfer fallen, zeigt zum Beispiel die Studie »Wie Medien über Messerangriffe berichten« der Hamburger Hochschule Macromedia. Diese wertet aus, dass in drei Vierteln der berichteten Fälle, in denen die Nationalität des Täters genannt wird, die Tat durch einen Ausländer begangen wurde. Als sie parallel dazu die Polizeistatistik auswertete, zeigt sich: Blickt man auf alle Fälle, dann hatten zwei Drittel der Täter einen deutschen Pass.
Von verantwortungsvollen Politikern und Kandidaten erwarte ich, dass sie solche Zusammenhänge öffentlich machen und erläutern. Wir haben viele komplexe Krisen, die unser aller gemeinsamer Anstrengung benötigen.
Deshalb sollten Politiker die Gemeinschaft stärken, damit wir diesen gemeinsam begegnen – und nicht Krisen dazu erfinden, nur weil sich diese dann angeblich leicht lösen lassen.
Florian Klebs, Reutlingen