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Aktuell Leserbrief

»An Dummheit und Arroganz kaum zu überbieten«

Zum Kommentar »Schuldzuweisungen statt Lösungen« vom 6. September (per E-Mail)

Ihrem zutreffenden Kommentar zur Bildungspolitik in Baden Württemberg fehlt einen ganz wesentlichen Aspekt: Eine Landesregierung, die einen Großteil ihrer Lehrer aus falsch verstandener Sparsamkeit zu den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlässt, um sie zum Schulbeginn erneut wieder einzustellen – bis zu den nächsten Sommerferien –, hat kein anderes Ergebnis zu erwarten. Diese Bildungspolitik ist an Dummheit und Arroganz kaum zu überbieten.

Da sitzen Landespolitiker mit ihren gesicherten Diäten und »versorgen« viele Jung-Lehrer dieses Landes mit prekären Arbeitsverhältnissen. Abgesehen davon, dass diese Politik jedwede Wertschätzung und Anerkennung gegenüber den betroffenen Lehrern vermissen lässt, sind diese Lehrkräfte nicht in der Lage, eine ungebrochene Erwerbsbiografie aufzubauen. Dass das Land dabei die Kosten für Lehrergehälter auf die Arbeitslosenversicherung verlagert, ist dabei für die verantwortlichen Politiker nur eine Petitesse.

Allein dieser Umgang mit den direkt für die Bildungsarbeit Verantwortlichen zeigt, welchen Stellenwert Bildung heute in diesem Lande hat. Es ist schlichtweg eine Schande für ein Land, das Milliarden für ein äußerst fragwürdiges Bahnhofsprojekt verpulvert, aber die Lehrer, die die Zukunft der kommenden Generationen vorbereiten und lenken sollen, derart verächtlich und abwertend behandelt. Dass viele dieser Betroffenen in andere Bundesländer abwandern, ist verständlich. Wie heißt es doch im Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Für viele Lehrer (nicht nur) in Baden-Württemberg ist das der reine Hohn.

 

Ulrich Herbst, Reutlingen