Logo
Aktuell Leserbrief

»Abschiebung der Verantwortung«

Zum Artikel »Kommt das Handy-Aus an Schulen?« vom 31. März (per E-Mail)

Die grüne Kultusministerin setzt die Tradition der Kultusminister (mit Ausnahme des ehemaligen SPD-Kultusministers Andreas Stoch) der Abschiebung der Verantwortung an jede einzelne Schule fort. Sie scheut davor, klare verbindliche Vorgaben zu machen. Das ist symptomatisch für den neoliberalen Rückzug des Staates. Man argumentiert dann libertär , als ob jede Schule eine abgeschlossene Parallelwelt wäre. Wenn ich nur auf meine eigene Zeit als Lehrer zurückblicke; wie viel Zeit in unendlichen Konferenzen vergeudet wurde, um ein eigenes Schulcurriculum zu entwickeln. Da wurde an Tausenden Schulen das Rad erneut erfunden. Denke ich – ein weiteres Beispiel – an die vielen Stunden sinnloser Diskussion, welche Schreibschrift an der Schule favorisiert wird. Als Lehrer an einer Sonderschule kann ich davon ein Lied singen. Jede Klasse hatte ihr eigenes Schreibschriftchaos.

Wann kommt endlich eine für alle verbindliche Medienerziehung, eine Verordnung »Handys nur zu Unterrichtszwecken«, mehr Demokratiebildung? Das alles kann nicht zur Diskussion, zur Disposition stehen. Bitte keine Freigabe für ein erneutes Schulcurriculum. Das ist Bürokratisierung und vor allem eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Lehrkräfte – und die haben dringend eine Arbeitsentlastung nötig.

 

Gerhard Oberlader, Mössingen