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Aktuell Leserbrief

»Überdenken Sie Ihren Standpunkt«

Zum Artikel »Kreistag lehnt Ehrenamtskarte ab« vom 9. April (per E-Mail)

Offensichtlich haben die Kreisräte, die dem Antrag zur Einführung der Ehrenamtskarte nicht zugestimmt haben, den Wert ehrenamtlichen Engagements doch nicht erkannt und nicht verstanden. Das Ehrenamt ist nicht nur »unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft«. Ohne die Ehrenamtlichen – ob jung oder alt – könnte unser Staat nicht existieren, seinen Aufgaben nicht nachkommen; sei es im Rettungswesen, im Gesundheitswesen, bei der Feuerwehr, im Bildungswesen, in der Altenarbeit, in der Jugendarbeit, in der Nachbarschaftshilfe, bei der Integrationsarbeit, bei den Sportvereinen, bei der Kinderbetreuung, bei der Finanzierung von staatlichen und kirchlichen Projekten und so weiter. Und dann wird mit einem Mehr an Bürokratie argumentiert, dass die Ehrenamtskarte mit sich bringen würde – wie armselig ist das denn? Gerade die Ehrenamtlichen nehmen dem Staat durch ihr Engagement jede Menge Bürokratie ab. Wie wäre es denn im Gegenzug mit ehrenamtlichem, überplanmäßigem Engagement der Gemeinde- und Städtevertreter, um die Ehrenamtskarte im Kreis Reutlingen zu realisieren? In anderen Landkreisen und Bundesländern funktioniert es doch auch. Aber was soll man auch »belohnen«, was ohne sowieso auch funktioniert. Und sehr enttäuschend, dass gerade die SPD, die doch so gerne das Soziale vor sich her trägt, diese Form der Wertschätzung ablehnt.

Vielleicht überdenken diese Kreisräte doch noch einmal ihren Standpunkt, wenn sie die Hilfe von Ehrenamtlichen in Anspruch nehmen, sei es die Feuerwehr, das DRK, die Nachbarschaftshilfe, die Kinderbetreuung … Sie träumen von etwas Größerem, Rentenpunkte, Steuererleichterungen. Ich kann aber kein entsprechendes Engagement in diese Richtung erkennen. Auch werden diese beabsichtigten Vorteile sicherlich keine jungen Menschen für das Ehrenamt motivieren und gerade die jungen Leute brauchen wir.

Sie sehen in der Ehrenamtskarte einen zu geringen Nutzen für die Ehrenamtlichen? Diese Beurteilung sollten sie doch den Ehrenamtlichen selbst überlassen. Den Spatz in der Hand ist sicherlich besser als die Taube auf dem Dach.

 

Beate Volk Trochtelfingen