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Aktuell Leserbrief

»Über einen Kamm geschoren«

Zur Kolumne »Ziemlich parteiisch« des Reutlinger AfD-Stadtrats vom 17. 10. (per E-Mail)

Bisher hat die AfD vorwiegend gegen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und illegal eingereiste Menschen aus Afrika und Asien gehetzt. Jetzt nimmt der AfD-Stadtrat in der GEA-Kolumne »Ziemlich parteiisch« unter der Überschrift »Wir schaffen das nicht mehr« alle Migranten ins Visier. Da wird behauptet, dass »die Bürger dieses Landes, die Steuerzahler, die jeden Morgen zur Arbeit gehen« mit Einschränkungen leben müssen, weil der Staat Einwanderer bevorzugt.

Zahlen der italienische Gastwirt, die rumänische Ärztin, der türkische Kaufmann, die griechische Unternehmerin, der kroatische Ingenieur, die philippinische Krankenschwester, der serbische Bauarbeiter, die portugiesische Technikerin, der bulgarische Müllwerker, der ungarische Zahnarzt, die spanische Gärtnerin oder der bosnische Koch etwa keine Steuern? Gehen die etwa nicht auch jeden Morgen zur Arbeit? Mindestens dreimal werden sie in der Kolumne mit illegal Eingereisten über einen Kamm geschoren.

Will der AfD-Stadtrat auch keine Touristen aus dem Ausland? Ist ihm die große Anziehungskraft der Reutlinger Hochschule für Technik und Wirtschaft auf Studierende aus vieler Herren Länder ein Dorn im Auge? Offenbar will er überhaupt keine Ausländer in Reutlingen. Aber was wäre dann? Unsere Wirtschaft würde zusammenbrechen, unser Wohlstand sich halbieren, kaum mehr etwas funktionieren. Und in Reutlingen funktioniert das Miteinander gut. Man fragt nicht nach der Nationalität, man schafft gemeinsam, freut sich über das Miteinander in Kindertagesstätten und Schulen, beim Sport und in der Freizeit. Und das muss auch so bleiben!

Hagen Kluck, FDP-Stadtrat, Reutlingen