TÜBINGEN. Spätestens seit der Einführung von ChatGPT vor eineinhalb Jahren bestätigte, ist künstliche Intelligenz im Alltag vieler Menschen angekommen. Aktuell schreite die Entwicklung rasend voran, sagte Jan Zipp von der KI-Allianz Baden-Württemberg. Dabei handelt es sich um eine Genossenschaft mit Partnern in den Regionen Stuttgart, Karlsruhe, Neckar-Alb, Freiburg, Nordschwarzwald und dem Ostalbkreis, unterstützt vom Land.
Zu den Genossen der KI-Allianz gehört die Stadt Tübingen. Wirtschaftsförderer Thorsten Flink möchte die mittelständischen Unternehmen mit der Spitzentechnologie des Cyber Valleys zusammenbringen: »Wir wollen, dass es in Wertschöpfung mündet und der Stadt zugutekommt.« Jan Zipp schlug in dieselbe Kerbe: »Das Geld ist da. Es braucht aber auch Unternehmen, die Personalzeit investieren.«
Wertschöpfung soll der Stadt und ihren Unternehmen zugutekommen
Peter Gehler ist seit dem 1. Februar 2025 Professor für Machine Learning Engineering and Technology Transfer am Tübingen AI Center. Er betonte, Tübingen sei in diesem Bereich »das Powerhouse in Europa. Wir sind exzellent aufgestellt. Was wir nicht gut können, ist ausgründen und einen Mehrwert schaffen.« Das genau möchte die KI-Allianz erreichen, so Zipps Mitstreiter Ralf Meckle: »Wir wollen ein wettbewerbsfähiges Ökosystem für Künstliche Intelligenz im Land errichten.« Und so ein Gegengewicht zur Konkurrenz aus den USA und China bilden.
Ronny Höhn, gründete das Unternehmen Bergfreunde, ein Online-Anbieter von Outdoor-Artikeln. In seinem Metier gehe es um Geschwindigkeit. Beim Versand, aber auch beim Schreiben von Texten. »Wenn ich meinen Mitarbeitern ChatGTP gab, wurden sie nicht effizienter«, so Höhn. Ralf Meckle wiederum betonte, die aktuellen Innovationen gingen dahin, dass Mitarbeiter von Unternehmen, die Prozesse der Computer selbst bauen lernen, um sich ihren persönlichen Assistenten, im Job, selbst formen zu können.
Angestellte sollen ihre Helfer selbst programmieren können
In seinem Impulsvortrag zu Beginn der Veranstaltung prognostizierte Alexander Blass: »Der Humanoid kommt!« Er müsse halt seine Aufgabe verstehen. Blass leitet des Projekt- und Produktmanagements bei einem Hightech-Unternehmen mit Sitz in Metzingen, das Roboter mit kognitiven Fähigkeiten ausstattet. »Alles das, was wir gerne machen – lesen, schreiben, malen, tüfteln – macht die KI besonders gut«, so Blass. Wesentlich schlechter sei sie, wenn es um die uns unangenehmen Aufgaben gehe, etwa Aufräumen oder den Müll herausbringen.
So müsse der Roboter zwischen Objekt und Mensch unterscheiden können. Das heißt für Blass auch: »Man muss dem Roboter den für die Aufgabe richtigen Körper geben.« Künftige Assistenz-Roboter könne man mit einem Smartphone vergleichen: »Je nach Applikation können sie das, was Ihnen aufgetragen wird.« Das hieße für Unternehmen, dass sie in die Programmierung investieren müssten.
Grundlagen legen, um in Zukunft mit den USA und China mitzuhalten
Es gebe Bereiche, in denen er sich selbst überwinden müsse, sagte Blass. Etwa die Überlegung, dass der Zahnarzt künftig ein Roboter sein könnte. »Aber: Wenn ich zucke, zuckt der Roboter mit.« Die Entwicklung sei nicht mehr aufzuhalten: China wolle bis zum Jahr 2030 40 Millionen humanoider Roboter auf den Markt bringen. Daher müsse man in Deutschland nun auf den fahrenden Zug aufspringen. »Wir können uns nicht an Tag eins mit dem Silicon Valley vergleichen. Wir müssen aber die Grundlagen legen.« (GEA)