MÜNSINGEN. Erwartet hat Cindy Holmberg dieses Wahlergebnis vielleicht nicht unbedingt – aber erhofft. »Ich habe meinen Wahlkampf darauf angelegt, trotz der Pandemie möglichst viele Menschen zu erreichen.« Das hat offenbar geklappt, das Direktmandat ist gesichert. »Aber in diesem Wahlkampf war man total im Ungewissen«, meint sie im Rückblick, das direkte Feedback fehlte. Ihren starken Rückhalt bei den Wählern mit 31,6 Prozent der Stimmen will sich Cindy Holmberg erhalten: »Ich werde in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass das so bleibt. Ich werde eine gute Landtagsabgeordnete sein.« Ihren Wahlsieg feierte die erste Grünen-Abgeordnete des Wahlkreises 61 in aller Ruhe zu Hause mit ihrer Familie und einem schönen Essen.
Er hat ein paar Städte und Gemeinden im Wahlkreis gewinnen können. Aber es habe sich schon bei den großen Städten abgezeichnet, dass es der CDU nicht für die Mehrheit reicht. Am Ende holte Manuel Hailfinger 24,95 Prozent. Die anfängliche Enttäuschung (»Ich bin sehr geknickt und traurig«) wich am späten Abend der Erleichterung: Der 38-jährige Sonnenbühler hat es mit einem im Regierungsbezirk guten Stimmenergebnis über ein Zweitmandat doch noch in den Landtag geschafft. Große Unzufriedenheit habe er in den letzten Wahlkampftagen erfahren, wenn es um Schulpolitik, Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann oder den Maskenskandal ging. Das hat auch dem Kandidaten vor Ort geschadet. »Die Leute sind richtig sauer«, sagt Hailfinger. Das Ergebnis kam für ihn also nicht ganz überraschend.
Rudi Fischer hat in persönlichen Gesprächen positive Rückmeldungen erhalten. Die Spannung, ob tatsächlich alle Gesprächspartner bei der FDP ihr Kreuz machen würden, stieg vor der Wahl dann aber noch einmal deutlich, sagt der mit einem Zweitmandat wiedergewählte liberale Landtagsabgeordnete. Für den Nachrücker Fischer war es der erste Wahlkampf. Umso zufriedener ist er, dass er sogar das Ergebnis seines Vorgängers Andreas Glück übertreffen konnte. Den Erfolg führt er auf seinen frühen Wahlkampfstart – bevor die Coronaregeln persönliche Begegnungen erschwerten – und ein junges, social-media-affines Wahlkampfteam zurück. »Das Ergebnis ist ein Ansporn, die Arbeit für den Wahlkreis im Parlament engagiert fortzusetzen«, sagt Fischer.
Die Enttäuschung ist zu spüren bei Joachim Steyer, dem Kandidaten der AfD, auch wenn es ihm am Ende doch für ein Zweitmandat gereicht hat. Die rechte Partei musste einige Prozentpunkte abgeben, er selbst habe vor der Wahl schon tiefgestapelt, aber sei das Ergebnis noch schlechter als erwartet. »Bei vergangenen Wahlen hat die AfD besser abgeschnitten als in den Prognosen, diesmal war es umgekehrt.« Die »Beobachtungsgeschichte« – die erst angekündigte, dann gerichtlich wieder gestoppte Beoabachtung der Rechtspartei durch den Verfassungsschutz – habe vielleicht eine Rolle gespielt, analysiert er. (GEA)