Die Zahl der aufgrund von Legionellen erkrankten Menschen in Baden-Württemberg ist gestiegen. Bis Ende Juli wurden nach Angaben des Sozialministeriums 222 Fälle gemeldet. Im gesamten Jahr 2023 waren es 350, im Jahr 2022 insgesamt 248. Legionellen können bei Menschen grippeartige Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen auslösen. Die Erreger werden häufig durch zerstäubtes Wasser übertragen, etwa in Duschen, Whirlpools, durch Luftbefeuchter oder über Wasserhähne.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) könnten mögliche Ursachen für die allgemein steigenden Zahlen eine bessere Erkennung von Fällen, die älter werdende Bevölkerung und die Veränderungen beim Klima sein. Die Kombination aus hohen Temperaturen und mehr Regen scheine zu mehr Legionellose-Fällen zu führen, schreibt das RKI.
Schwimmen im Whirlpool kann ein Infektionsrisiko sein
Grundsätzlich würden zudem im Sommer und im Herbst mehr Legionellosefälle gemeldet. Gründe dafür könnten die Reisen in der Urlaubszeit sein und die damit verbundenen Infektionsrisiken, wie Schwimmen in Whirlpools, wie das RKI schreibt. Es könne zudem am stehenden Wasser in den Rohrleitungen der eigenen Wohnung liegen - während die Bewohner im Urlaub seien. Zudem seien die höheren Temperaturen geeignet, das Wachstum der Legionellen im Kaltwasser zu begünstigen.
Um sich vor Legionellen zu schützen, empfiehlt das Sozialministerium daher, das Wasser in leerstehenden Wohnungen und Häusern sowie wenig benutzten Duschen und Waschbecken gelegentlich laufen zu lassen.
Ideale Wachstumsbedingungen zwischen 25 und 45 Grad
Die Bakterien kommen in geringen Konzentrationen fast überall im Wasser vor. Ideale Wachstumsbedingungen finden sie bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad. Bei Wassertemperaturen über 55 Grad wird das Wachstum der Bakterien nach Angaben des RKI gehemmt. Bei mehr als 60 Grad komme es zum Absterben der Keime.
Grundsätzlich liegt dem Ministerium nach die Verantwortung für die Qualität des Trinkwassers bei den Wasserwerken - die sicherstellen müssen, dass das Wasser entsprechend bis zu den Leitungen der Gebäude kommt. Eigentümer größerer Wohngebäude wiederum sind unter bestimmten Bedingungen verpflichtet, das Trinkwasser mindestens alle drei Jahre überprüfen zu lassen. Wird ein bestimmter Grenzwert für Legionellen überschritten, muss das örtliche Gesundheitsamt informiert werden. Dieses unterstützt wiederum bei der Beseitigung des Problems. Das Landesgesundheitsamt hat nach Auskunft des Sozialministeriums keine Zahlen zu problematischen Legionellen-Vorkommen in der Vergangenheit.
Die Zahl der letztlich an Legionellose Verstorbenen ist laut Ministerium mit Blick auf das Vorjahr ebenfalls gestiegen: Bis Ende Juli starben demnach 10 Menschen - im vergangenen Jahr waren es insgesamt 13 gewesen. Allerdings lag die Zahl im Jahr 2022 bei 26.
Rund fünf bis zehn Prozent der Erkrankten sterben
Besonders anfällig für Legionellen sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit bestimmten Grunderkrankungen wie Diabetes sowie Herz- und Lungenleiden. Auch Raucher und ältere Menschen gelten als gefährdeter. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten verläuft die Erkrankung nach RKI-Angaben tödlich.
Immer wieder gibt es weltweit Berichte über größere Legionellen-Ausbrüche auch mit tödlichem Ausgang. So starben etwas im Spätsommer 2023 in der polnischen Stadt Rzeszow und der umliegenden Region mindestens 19 Menschen bei einem großen Legionellenausbruch.
Erstmals wurde die Legionärskrankheit 1976 anlässlich einer Tagung einer Kriegsveteranenvereinigung in den USA bekannt: Mehrere Teilnehmer erkrankten an der untypischen Lungenentzündung.
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