Der Wandel des Roland Sallai ist bemerkenswert. In der Vorsaison hatte es um den Offensivmann des SC Freiburg noch einigen Wirbel gegeben, unter anderem wegen ständiger Wechselgerüchte. Zu Beginn der noch jungen neuen Spielzeit hat sich der ungarische Nationalspieler sportlich erst mal unverzichtbar gemacht - deshalb soll und will er beim badischen Fußball-Bundesligisten bleiben.
Sportvorstand Jochen Saier hatte das schon nach dem Freiburger 2:1-Sieg bei der TSG 1899 Hoffenheim am vergangenen Wochenende bestätigt. Sallai hatte dabei nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 mit den Fingern zunächst auf das SC-Wappen auf dem Trikot und dann nach unten gezeigt. »Ich bleibe hier«, sollte das aber nicht bedeuten, erklärte er vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr/Sky), sondern: »Ich bin da, habe ein Tor geschossen und freue mich, auch darüber, dass ich auf dem Platz sein kann.«
In der vergangenen Saison hatte der 26-Jährige mehrfach die Berateragentur gewechselt. Dabei waren ihm offenbar lukrativere Angebote von anderen Clubs in Aussicht gestellt worden. Auch Sallais Vater mischte sich im März öffentlich ein, beklagte zu wenig Einsatzzeit für seinen Sohn bei den Breisgauern. SC-Trainer Christian Streich nahm ihn damals in Schutz: »Roland ist in dieser Geschichte vollständig außen vor, der arme Kerl. Das ist brutal schwer für ihn, solche Aussagen schädigen ihn total, so verqueres Zeugs.« Der Spieler sei zu ihm gekommen, und habe sich für seinen Vater entschuldigt.
Ende der Saison hatte Streich dann kein Nachsehen mehr. Nach einem nicht näher erläuterten Vorfall im Mannschaftskreis wurde Sallai für die Partie gegen RB Leipzig am 31. Spieltag suspendiert. Es sei eine »Denkpause«, hieß es damals. Die hat Sallai offensichtlich genutzt. In den letzten drei Liga-Spielen der Saison bereitete er vier Tore vor. Die Form sei bei Sallai eine Kopfsache, erklärte Streich bereits mehrfach. »Wenn er nicht spielt, wird er verrückt«, fügte er der Coach nun hinzu. Das werde ihn aber nicht davon abhalten, ihn auch mal wieder nicht von Beginn an einzusetzen, wenn er das für richtig halte, erklärte Streich.
Gegen Bremen wäre das aber eine Überraschung. Schließlich war Sallai zu Beginn dieser Saison bereits an drei Treffern beteiligt: beim 2:0 im DFB-Pokalspiel gegen den Oberligisten SV Oberachern mit einer Vorlage und einem Tor, in der Liga mit dem Tor gegen Hoffenheim. »So wollen wir Roland sehen«, sagte Streich. »Er kann alles am Ball, und er bringt uns Emotionen und Wildheit rein. Aber er muss die Ruhe behalten und darf nicht überreagieren, wenn er eine Chance vergibt.«
Daran will der SC-Coach auch im sechsten Jahr in Serie mit dem Ungarn arbeiten. Der Spieler selbst ist mit seinen Äußerungen zurückhaltend. »Mein Ziel ist es, der Mannschaft so viel wie möglich zu helfen - das ist mein Beruf«, sagte Sallai. Zuletzt überzeugte er dabei.
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