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Welchen Stellenwert hat die Kultur in Baden-Württemberg?

In der Allensbach-Umfrage geht es darum, wie die Bürger die Kulturförderung im Land bewerten

Foto: nicht angegeben
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REUTLINGEN. Kultur ist für die meisten Bürger ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens, den sie nicht missen möchten. Doch wenn man die Bürger danach fragt, wo man im Zweifelsfall am ehesten sparen könnte, fällt das Bild ganz anders aus. Das zeigt das Ergebnis einer Allensbach-Umfrage im Auftrag der baden-württembergischen Tageszeitungen.

- Welchen Stellenwert hat die Kultur bei den Bürgern?

Im Leben der Menschen in Baden-Württemberg hat die Kultur einen festen Stellenwert. Die Mehrheit sieht es auch als Aufgabe des Staates an, die Kultur zu fördern und finanziell zu unterstützen. Spannend wird es aber, wenn man die Kulturförderung in Konkurrenz zu anderen staatlichen Aufgaben stellt. Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, man sollte eher bei Kultureinrichtungen wie Theater oder Museen sparen als mehr Geld investieren. 37 Prozent waren der Ansicht, man sollte dafür mehr Geld ausgeben. Schlechter schnitten nur große Bauprojekte ab. Da sehen 75 Prozent der Befragten Sparpotenzial.

Interessant ist auch, darauf zu schauen, wofür der Staat aus Sicht der Bevölkerung mehr Geld ausgeben sollte. Den größten Investitionsbedarf sehen die Bürger bei Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern (93 Prozent), gefolgt von Schulen (91 Prozent), Polizei (79 Prozent) sowie dem Ausbau von Straßen und Bahnstrecken (77 Prozent).

- Welchen Einfluss hat Kultur auf die Lebensqualität?

Beim Thema Lebensqualität spielt Kultur eine eher untergeordnete Rolle. Für 30 Prozent der Befragten machen viele Museen und Theater einen Ort lebenswert. 28 Prozent nannten Büchereien und Bibliotheken. Doch eine große Mehrheit (77 Prozent) verbinden Lebensqualität mit viel Natur, schönen Grünanlagen und Parks. Direkt dahinter folgen eine gute medizinische Versorgung (75 Prozent) und gute Einkaufsmöglichkeiten (75 Prozent). Danach kommt eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (71 Prozent), gute Schulen (64 Prozent), viele Arbeitsplätze (56 Prozent) und gute Kinderbetreuung (55 Prozent).

- Wie viele Menschen im Südwesten interessieren sich besonders für Kultur?

Nur 18 Prozent der baden-württembergischen Bevölkerung interessiert sich ganz besonders für Kunst und Kultur. Die Mehrheit von 48 Prozent stuft ihr Interesse als begrenzt ein. 25 Prozent der Befragten haben kaum Interesse.

- Wie werden die vorhandenen Kultureinrichtungen genutzt?

Die Menschen in Baden-Württemberg nutzen eine Vielzahl von Kulturangeboten, dies allerdings nur sporadisch. Am häufigsten besuchten die Baden-Württemberger Büchereien und Kinos. 17 Prozent besuchten mindestens einmal im Monat eine Bibliothek oder Büchereien. 15 Prozent gehen mindestens einmal im Monat ins Kino. Am seltensten gehen die Bürger ins Ballett oder in die Oper. Nur 13 Prozent gaben an, dass sie mindestens einmal im Jahr eine dieser beiden Veranstaltungen besuchten. 64 Prozent gehen nie in die Oper, 63 Prozent nie zu einer Ballett- oder Tanzaufführung.

- Wie bewerten die Menschen das Kulturangebot in ihrer Region?

Das Urteil der Bevölkerung ist insgesamt positiv. 79 Prozent der Befragten halten das Kulturangebot in Baden-Württemberg ganz allgemein für gut oder sehr gut, in ihrer Region halten 60 Prozent das Kulturangebot für gut oder sehr gut.

Doch es gibt große Unterschiede zwischen Stadt und Land. In Dörfern mit weniger als 5.000 Einwohner fällen nur 46 Prozent ein positives Urteil. In Städten mit bis zu 20.000 Einwohnern sind es 54 Prozent, in Städten mit bis zu 100.000 Einwohner 62 Prozent und in Großstädten 76 Prozent.

 

? Wer soll vom Staat finanziell gefördert werden?

Auch wenn die Bevölkerung der Kulturförderung nicht höchste Priorität zubilligt, ist eine Mehrheit der Auffassung, dass der Staat Kultureinrichtungen fördern sollte. Nur 25 Prozent sehen das nicht als Aufgabe des Staates.

Sehr widersprüchlich fällt hingegen das Urteil aus, wenn man danach fragt, wer die Fördermittel erhalten soll. 32 Prozent der Befragten finden, dass vor allem solche Einrichtungen gefördert werden sollen, die populär sind und vom Publikum gut angenommen werden. 28 Prozent plädieren dafür, möglichst viele Einrichtungen zu unterstützen. 22 Prozent sind der Auffassung, dass nur Einrichtungen gefördert werden sollen, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind.

- Wie stehen die Bürger zur Sanierung bedeutender Kultureinrichtungen wie dem Staatstheater in Stuttgart?

Immerhin 45 Prozent der Gesamtbevölkerung befürworten die Sanierung von bedeutenden Kultureinrichtungen wie die Staatstheater in Stuttgart oder Karlsruhe. 34 Prozent lehnen dies in Zeiten knapper Kassen ab. Bei den besonders Kulturinteressierten sind sogar 71 Prozent für eine Sanierung der großen kulturellen Aushängeschilder. Nur 17 Prozent lehnen das ab. (GEA)