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Wechselwille in Heidelberg reicht nicht für Bauer

Für Ex-Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ging es ums Ganze: Sie wollte den Heidelberger Oberbürgermeister im Amt beerben und hat dafür ihren Regierungsjob aufgegeben. Doch Wechselwille herrschte bei der Mehrheit der Wählerinnen und Wähler offenkundig nicht.

Heidelberg - Neuwahl zum Oberbürgermeister
Eckart Würzner, OB von Heidelberg, küsst seine Frau Janine bei Bekanntgabe des Ergebnisses. Foto: Uwe Anspach
Eckart Würzner, OB von Heidelberg, küsst seine Frau Janine bei Bekanntgabe des Ergebnisses.
Foto: Uwe Anspach

Es bleibt beim Alten: Eckart Würzner geht in seine dritte Amtszeit als Oberbürgermeister von Heidelberg. Herausforderin Theresia Bauer (Grüne), die für ihre Kandidatur extra den Posten als baden-württembergische Wissenschaftsministerin aufgegeben hatte, unterlag beim zweiten Wahlgang am Sonntag mit 42,42 zu 54,03 Prozent der Stimmen. »Ich bin wirklich überwältigt«, sagte der parteilose Würzner, den CDU und FDP unterstützt hatten. »So ein klares Ergebnis, das habe ich jetzt nicht erwartet.«

Für die vier Mal vom Deutschen Hochschulverband zur Wissenschaftsministerin des Jahres gekürte Bauer hing viel an der Wahl: Die 57-Jährige hatte Ende September ihr Amt extra niedergelegt, um Oberbürgermeisterin zu werden. Es gebe keinen Rückfahrschein, betonte sie damals. Ihr Landtagsmandat will sie bis zum Ende der Legislaturperiode behalten, planmäßig also bis ins Jahr 2026.

Das sei ja nicht wenig, sagte sie nach der Niederlage. Da Heidelberg ihr Wahlkreis ist, seien Kommunal- und Landespolitik aufs Engste verknüpft und es gebe jede Menge Baustellen. Da fühle sie sich in Verantwortung für die Universitätsstadt. »An Arbeit wird es mir nicht fehlen, an Motivation auch nicht«, sagte Bauer. »Ich fühle mich nicht, als hätte ich einen Bedarf nach Vorruhestand.«

Rund 107.000 Wahlberechtigte in der Universitätsstadt waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,16 Prozent.

Im ersten Wahlgang vor drei Wochen hatte keiner der damals neun Kandidaten und Kandidatinnen die absolute Mehrheit von mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommen. Daher wurde nun noch einmal gewählt.

Am 6. November hatte Würzner mit rund 17 Prozentpunkten Abstand vor Bauer gelegen. Der mit 13,54 Prozent Drittplatzierte Sören Michelsburg von der SPD hatte seine Kandidatur zurückgezogen und keine Empfehlung für einen der Kandidaten abgegeben.

Dieses Mal trat nur noch Björn Leuzinger von der Satirepartei Die Partei an. Er kam auf 3,31 Prozent der Stimmen.

Bauer, die in Heidelberg Politikwissenschaften und Germanistik studiert hat, präsentierte sich im Wahlkampf als »sozial-ökologische Alternative« zum Amtsinhaber. Dass sie im Vergleich zum ersten Wahlgang (28,61 Prozent) deutlich zulegte, wertete die Mutter zweier Kinder als klares Signal, dass diese Alternative in der Stadt gebraucht und gewollt sei. Sie könne mit durchgedrücktem Kreuz und selbstbewusst weiterarbeiten, sagte die Zweitplatzierte. Aber Heidelberg habe auch eindeutig entschieden, dass es den Wechsel nicht will, räumte sie ein. »Damit ist jetzt zu arbeiten und zu leben.«

Wahlsieger Würzner wird in der Stadt mit der Stadtwerke-Sanierung, einer bemerkenswerten Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen sowie massiver Sport- und Kulturförderung verbunden. Das Motto des 61-Jährigen hieß, das erreichte Niveau zu halten. Um die erwünschte Unterstützung zu bekommen sei er zu den Menschen gegangen und habe direkt mit ihnen diskutiert, sagte er am Wahlabend im Rathaus.

Nun gehe es darum, Ruhe in die politische Debatte zu bringen, sagte der alte und neue OB. Die wichtigsten Themen seien nun erstmal die Energiekrise und die damit verbundenen finanziellen Folgen. »Mit diesem klaren Ergebnis kann ich auch wirklich in die Zukunft gehen.«

In Heidelberg leben rund 160.000 Menschen. Die Akademikerquote in der Unistadt ist mit über 40 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hoch. Etwa 39 Prozent der Einwohner sind nach Angaben der Kommune jünger als 30 Jahre, knapp 16 Prozent älter als 65. Beliebt ist die Stadt mit der Schlossruine über dem Neckar auch bei Millionen von Touristen, die jedes Jahr zu Besuch kommen.

Infos zur Wahl

Wahlergebnis

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