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Was auf der Stuttgarter Reisemesse CMT angesagt ist

1.200 Reisemobile und Wohnwagen stehen auf der Reisemesse CMT in Stuttgart. Luxus etabliert sich. Neu ist der Hang zum Einfachen und zum Selbstausbau.

Noch spartanischer wäre es, im Freien zu schlafen: Thilo Vogel klappt sein Dachzelt aus.
Noch spartanischer wäre es, im Freien zu schlafen: Thilo Vogel klappt sein Dachzelt aus. Foto: Hans Jörg Conzelmann
Noch spartanischer wäre es, im Freien zu schlafen: Thilo Vogel klappt sein Dachzelt aus.
Foto: Hans Jörg Conzelmann

STUTTGART. Die Wucht des Angebots ist erdrückend und doch wieder nicht: Neben 1.200 Luxuslinern und Reisemobilen tummeln sich auf der CMT (Caravan - Motor - Touristik) in Stuttgart immer mehr Nischenprodukte, die das Einfache loben. Kleinstfahrzeuge, die ein Smart wegziehen kann, minimale Anhängerchen, in denen jeder Zentimeter seine Funktion hat. »Unser Produkt ist vom Zelt her gedacht«, spricht ein Anbieter für viele Mitbewerber. Ein anderer hat ein Zelt an die Decke gehängt, darunter steht ein Einfach-Wohnwagen. »Upgrade vom Zelten« beschreibt er diese Art des Campens.

Trend 1: Minimalismus
Pfiffige Ideen, soweit das Auge reicht. Aufs Wesentliche reduziertes Camping, das sich ganz der Funktionalität verschreibt. So bietet etwa der Hersteller LMC im Wohnwagensektor ein neues Einsteigermodell, das den »Campingurlaub bewusst reduziert und gleichzeitig komfortabel gestaltet«. Weil das Gefährt unter 650 Kilo wiegt, ist kein Anhängerführerschein nötig. Man hat ein Dach über dem Kopf und eine Matratze - das war's. Der Mini-Wohnwagen von »Kuckoo« aus dem Kreis Ludwigsburg treibt den Minimalismus noch weiter: Er ist nur fürs Liegen gedacht. Dafür passen die Varianten »Bruno« und »Max« in jede Garage. Noch kleiner ist das Anhängerle von »Stema«: Es ist komplett zum Aufklappen, am Ende kann man darin leben. Sein Preis liegt bei gerade mal 3600 Euro.

Fast unüberschaubar: 1200 Reisemobile und Wohnwagen stehen auf der CMT.
Fast unüberschaubar: 1200 Reisemobile und Wohnwagen stehen auf der CMT. Foto: Hans Jörg Conzelmann
Fast unüberschaubar: 1200 Reisemobile und Wohnwagen stehen auf der CMT.
Foto: Hans Jörg Conzelmann

Trend 2: Selbstausbau
Immer mehr Camper wollen ihren Van nach eigenen Wünschen gestalten. Dem Trend folgend, eröffnet die CMT erstmals eine eigene Tochtermesse : die »Selbstausbau«. Von Donnerstag bis Sonntag , 23. bis 26. Januar, finden Bastler in Halle C1 des ICS (Internationales Congresscenter Stuttgart) alles, was sie für ihr Projekt benötigt: Möbelmodule für den Teilausbau und Material für Boden, Wand und Küchenzeile. Experten geben in Workshops und Vorträgen Insidertipps von der Fahrzeugauswahl bis zur Budgetplanung.

Trend 3: Allrad
Je mehr Reisemobilisten auf der Straße sind, je stärker wird der Drang ins Gelände. Dethleffs spricht von »Autarkie«. Es ist der erste Allradler des renommierten Herstellers, der damit einem Trend folgt, den auch andere bedienen. Man könne »völlig autark an abgelegenen Traumplätzen verweilen«, verspricht Dethleffs. Unabhängigkeit wird über Strom aus riesigen Batterien erreicht, die elektrische Geräte über mehrere Tage hinweg versorgen und über Solarzellen geladen werden. Für zweifelhafte Quellen gibt es ein Wasserfilter-System. Unabhängiges Arbeiten ist dank eines eigenen 5G-WLan-Routers möglich. Dieser Trend geht eindeutig Richtung Expedition, obwohl aus Kostengründen manchmal auch nur die Optik passt. Auf Allrad wird in den Sparversionen verzichtet.

Trend 4: Dachzelt
Dieser Trend schlägt sich immer deutlicher im Eingangsbereich der CMT nieder. Die Hersteller überbieten sich mit Handlichkeit und Gewichtsreduktion. Die Fan-Gemeinde wächst. Deshalb sind nicht nur Händler unterwegs, sondern auch die Erfinder von Treffen für ihresgleichen. Thilo Vogel etwa bietet ein »Dachzelt-Festival« an. »Willst du dabei sein, wenn hunderte Dachzeltnomaden ein wunderschönes Stück Land in eine kleine Dachzeltstadt verwandeln?«, fragt Vogel. Die Antwort gibt ihm recht: Letztes Jahr campierten mehrere tausend Menschen vier Tage lang in 770 Dachzelten auf ihren Autos. Ganz nebenbei gibt es auf dem Zeltplatz in Hameln auch Workshops, Vorträge und eine Händlermeile. Klar, bei aller Einfachheit, die Kasse muss stimmen.

Wunderbar klein: Ein Anhänger aus dem Kreis Ludwigsburg reduziert Camping aufs Wesentliche, ohne dass man im Zelt schlafen muss.
Wunderbar klein: Ein Anhänger aus dem Kreis Ludwigsburg reduziert Camping aufs Wesentliche, ohne dass man im Zelt schlafen muss. Foto: Hans Jörg Conzelmann
Wunderbar klein: Ein Anhänger aus dem Kreis Ludwigsburg reduziert Camping aufs Wesentliche, ohne dass man im Zelt schlafen muss.
Foto: Hans Jörg Conzelmann

Trend 5: Digitalisierung
Smart sei die Zukunft des Campen. Die Auszeit in der Natur wird laut mehreren Anbietern zum vernetzten, digital angereicherten Abenteuer. Ist die Websuche nach einem Campingplatz noch recht bodenständig, gibt es zusätzlich digitale Schließsysteme und eine digitale Steuerung von Beleuchtung, Heizung oder Klimaanlage über das Smartphone. Wlan-Verstärker garantieren selbst in entlegenen Ecken eine gute Internetverbindung. Mit einer SIM-Karte baut der Router via LTE ein Wlan-Netz auf. Einmal aufgebaut, ist der Hotspot auch für Geräte ohne SIM-Karte nutzbar.

Trend 6: Aufrüsten
Der Veredelung sind keine Grenzen gesetzt. Klimaanlagen werden nachgerüstet, Solarmodule aufs Dach geschnallt, Standheizungen verbaut, Gas-Heizungen auf Strom oder Diesel umgerüstet. Manche lasten ihre Fahrzeuge auf, um mehr Gepäck mitnehmen zu können, andere brauchen Luftfederungen für komfortables Gleiten. Der Trend zum Auf- und Umrüsten schlägt sich in einer ganzen Halle plus in der halben Halle 8 nieder. Neben Camping-Zubehör (Magnetgläser zum an die Decke hängen) gibt es auch Luftvorzelte für Wohnwagen und Reisemobile. Dank der aufblasbaren Gerüstschläuche und der mitgelieferten Luftpumpe hört das lästige Geklapper mit dem Gestänge auf – einfach aufpumpen und loscampen.