STUTTGART. Die Beruflichen Schulen haben die Politik aufgefordert, deutlich mehr gegen den Lehrermangel zu tun. Bis zum Jahr 2030 fehlten an diesen Schulen in Baden-Württemberg rund 2150 Lehrer, sagte der Vorsitzende des Verbandes der Lehrer an den Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg, Herbert Huber, am Montag in Stuttgart. Besonders betroffen seien Mangelfächer. Dazu zählten zum Beispiel Informatik, Biotechnologie, Gesundheit, Holztechnik, Pflege, Sozialpädagogik, Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre. Wenn die Beruflichen Schulen ihre Qualität halten oder verbessern sollten, dann müsse mehr für die Nachwuchsgewinnung getan werden.
Ansonsten drohe an den Beruflichen Schulen ein Lehrermangel, wie es ihn schon heute an den Grundschulen gebe. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte vor einigen Tagen erklärt, dass zum Schuljahresbeginn an den Beruflichen Schulen im Südwesten 70 Stellen unbesetzt geblieben seien. Für Huber ist das aber nur die halbe Wahrheit. Häufig stellten Schulleitungen, die in Mangelfächern keine geeigneten Spezialisten fänden, Lehrer ein, deren Fächerkombination nicht so ganz passe, nur, damit die Stelle nicht verfalle.
Generell sei die Arbeitsbelastung viel zu hoch. Huber erwartete, dass im neuen Schuljahr etwa 1,7 Prozent des Pflichtunterrichts an diesen Schulen ausfällt. Er forderte unter anderem den Ausbau der Vertretungsreserve und diese konkret an einzelne Schulen zu binden, damit Unterrichtsausfälle direkt aufgefangen werden könnten.
Eisenmann entgegnete, es sei nicht zu bestreiten, dass sich der Lehrermangel auch an Beruflichen Schulen auswirke. »Wir arbeiten weiter daran, Lehrkräfte zu gewinnen und lassen dabei nichts unversucht.« So sei es zum Beispiel gelungen, in diesem Jahr 200 Direkteinsteiger als Lehrer zu gewinnen.
An den Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg werden nach Verbandsangaben rund 348 500 Schüler unterrichtet. Der Verband vertritt die Interessen von mehr als 10 000 Lehrern. (dpa)