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Warnung vor »Deadline« bei Deutschlandticket

Das Deutschlandticket ist ein Erfolgsmodell. Doch es könnte bereits wieder auf der Kippe stehen. Die Länder fordern ein klares Bekenntnis des Bundes zur weiteren Finanzierung. Doch der Verkehrsminister winkt ab. Der Stuttgarter Verkehrsverbund warnt vor einem Scheitern.

Deutschlandticket
Eine Person steht mit Koffer in einem Bahnhof. Foto: Fabian Sommer/DPA
Eine Person steht mit Koffer in einem Bahnhof.
Foto: Fabian Sommer/DPA

Im Ringen um die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets läuft nach Ansicht des Geschäftsführers des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS), Thomas Hachenberger, die Zeit davon. »Wir sind absolut an der Deadline«, sagte er den »Stuttgarter Nachrichten« und der »Stuttgarter Zeitung« (Samstag) und warnte: »Wenn das Deutschlandticket scheitern sollte, müssten wir unser ganzes Tarifsystem wieder umkrempeln.« Ein Scheitern wäre aus seiner Sicht zudem »ein wirkliches Desaster« für das politische Klima im Land. »Die Politik würde gegenüber den Bürgern enorm Vertrauen verspielen«, sagte Hachenberger.

Die seit Mai für 49 Euro im Monat erhältliche Fahrkarte gilt als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement im Nahverkehr in ganz Deutschland. Allerdings sind im Streit um die weitere Finanzierung die Fronten zwischen Bund und Ländern verhärtet.

Der Bund müsse sich an den Mehrkosten beteiligen, forderte Hachenberger. »Es kann doch nicht sein, dass der Bund beim Konditor eine große Geburtstagstorte bestellt, viele Gäste einlädt - und dann die Hälfte nicht bezahlt«, kritisierte er. Die Länder seien bereit, ihren Anteil am Ticket für 2024 und die Folgejahre zu tragen. Die Zusage des Bundes stehe aber noch aus. »Das sorgt inzwischen für maximale Unsicherheit«, sagte der VVS-Chef.

Hachenberger fordert ein »Machtwort« beim Treffen der Ministerpräsidenten mit dem Bundeskanzler Anfang November. »Die Fahrgäste erwarten zu recht Klarheit. Und ohne eine klare Perspektive werden wir auch keine neuen Nutzer gewinnen.« Preissteigerungen schließt der VVS-Geschäftsführer für das kommende Jahr aber nicht aus.

Auch der Deutsche Städtetag mahnt zur Eile. »Die Zeit drängt«, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bis zum Jahresende sei eine Lösung notwendig. »Sonst bleibt das Deutschlandticket ein einmaliger Feldversuch für wenige Monate.« In diesem Jahr finanzierten Bund und Länder noch je zur Hälfte die Einnahmeausfälle durch das günstige Ticket von bis zu drei Milliarden Euro. Doch sei absehbar, dass sich die Defizite im nächsten Jahr auf mehr als vier Milliarden Euro erhöhen könnten, sagte Dedy.

Bund und Länder hätten das Deutschlandticket beschlossen und müssten jetzt auch dauerhaft für den Ausgleich der Mindereinnahmen sorgen. »Die Städte haben mit ihren Verkehrsunternehmen alles darangesetzt, das Ticket so schnell wie möglich einzuführen und ihm zum Erfolg zu verhelfen«, sagte Dedy. »Allerdings können wir nicht die Defizite aus dem vergünstigten Ticketpreis ausgleichen.«

Bund und Länder schießen bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu. Umstritten sind aber die möglichen Mehrkosten des Tickets. Im ersten Jahr sollen die Kostensteigerungen noch zur Hälfte geteilt werden - diese »Nachschusspflicht« aber ist ab 2024 offen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen rechnet mit Mehrkosten für das Deutschlandticket in Höhe von 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2024. Die Länder haben sich bereiterklärt, die Mehrkosten auch 2024 und 2025 hälftig zu zahlen. Der Bund müsse sich gleichermaßen verpflichten, fordern sie.

Der VVS koordiniert den öffentlichen Nahverkehr in Stuttgart sowie in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Rems-Murr und Göppingen.

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