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Warnstreiks in Kitas: Verdi rückt Frauenarbeit in den Fokus

Eltern von Kita-Kindern sind in dieser Tarifrunde des Öffentlichen Dienstes wieder die Leidtragenden von Warnstreiks. Die Arbeitgeber werfen Verdi vor, den Konflikt auf dem Rücken von Familien auszutragen.

Warnstreik öffentlicher Dienst - Stuttgart
Demonstranten nehmen an einer Kundgebung teil. Foto: Marijan Murat
Demonstranten nehmen an einer Kundgebung teil.
Foto: Marijan Murat

Tausende Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes in Baden-Württemberg haben am Mittwoch für bessere Bezahlung ihre Arbeit niedergelegt. Laut Gewerkschaft Verdi beteiligten sich 10.000 Teilnehmer an dem Ausstand. Darunter waren auch viele Erzieherinnen, so dass Hunderte Eltern von Kita-Kindern eine Alternativbetreuung finden mussten. Nach Angaben der Gewerkschaft blieben in Mannheim alle städtischen Kitas geschlossen, in Stuttgart zwei Drittel. Auch in Heilbronn, Freiburg und Ulm waren Erzieherinnen aufgerufen, ihre Arbeit ruhen zu lassen. Am Internationalen Frauentag rückte Verdi die Arbeit von Frauen im Öffentlichen Dienst in den Mittelpunkt. Frauen seien überwiegend im Sozial- und Erziehungsdienst, in der Verwaltung und in Kliniken tätig.

Verdi will mit den Arbeitsniederlegungen der Forderung Nachdruck verleihen, das Einkommen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen um 10,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro monatlich, zu erhöhen. Die Laufzeit der angestrebten Vereinbarung soll zwölf Monate sein. In Baden-Württemberg arbeiten nach Zahlen des Statistischen Landesamtes 236.000 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. Etwa 67 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, die Teilzeitquote beträgt rund 44 Prozent, teilte Verdi weiter mit.

Das von Verdi als völlig unzureichend abgelehnte Angebot der Arbeitgeber umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.

Laut der Gewerkschaft waren in Stuttgart bei einer Kundgebung mit Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle und Demonstration rund 5000 Streikende aus der Landeshauptstadt und den umliegenden Landkreisen sowie Frauen aus allen Branchen und Bereichen der Gesellschaft dabei. In Stuttgart waren auch Bäder sowie Kontrollen in Bussen und Straßenbahnen betroffen, in Mannheim Bibliotheken, die Musikschule und die Randzeitenbetreuung an Ganztagsschulen.

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hat kein Verständnis für die Aktionen - zumal man noch im Zeitplan der Verhandlungen liege, die Ende März fortgesetzt werden. Karin Welge, Verhandlungsführerin und VKA-Präsidentin, sagte, die Aufrufe dienten der Gewerkschaft zur Mobilisierung und Mitgliedergewinnung. Verdi trage zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate Tarifpolitik auf dem Rücken von jungen Familien aus. Doch gerade die Erzieherinnen hätten von erheblichen Verbesserungen profitiert. Seit 2009 seien ihre Verdienste bis zu 66 Prozent gestiegen. Welge sagte: "Die Streikaufrufe insbesondere für diesen Bereich entbehren somit jeder Grundlage.

Verdi-Vizelandeschefin Hanna Binder betonte: »Diese Tarifrunde ist auch die Tarifrunde der Frauen.« Sie leisteten den Löwenanteil der bezahlten und unbezahlten Arbeit für Familie und Angehörige. Da Frauen in der Regel weniger verdienten als Männer, reduzierten sie die Arbeitszeit, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Binder resümierte: »Sie arbeiten doppelt und verdienen die Hälfte.«

© dpa-infocom, dpa:230307-99-865739/5