Logo
Aktuell Land

Von wegen »wann wird's endlich Sommer?«: Bauern zufrieden

Es regnet. Einen Tag, dann zwei, dann wochenlang. Der April ist im Südwesten arg ins Wasser gefallen, auch der Mai kam vielen bislang zu nass vor. Bevor am Wochenende die Sonne herauskommt, ziehen Bauern und Obstgärtner Bilanz. Die fällt anders aus als bei den Eisdielen.

Gewitterstimmung über einem Rapsfeld
Blick während eines Gewitters durch ein blühendes Rapsfeld in den bewölkten Himmel. Foto: Thomas Warnack
Blick während eines Gewitters durch ein blühendes Rapsfeld in den bewölkten Himmel.
Foto: Thomas Warnack

Während die Eisdielen und Bademeister in den vergangenen Wochen etwas frustriert auf die Wetterkarte geschaut haben und die kommenden sonnigen Tage herbeisehnen, zeigen sich die Bauern, die Obstgärtner und die Winzer im Südwesten zufrieden. Der Regen habe den Böden gut getan und dem Obst und Gemüse nicht geschadet. Im Gegenteil.

»Stand jetzt war es optimal«, sagte der Präsident des Weinbauverbandes Württemberg, Hermann Hohl. Durch die Wetterlage habe sich die ganze Vegetation im Weinberg verschoben, die Reben hätten erst nach den Frosttagen ausgetrieben und diese somit gut überstanden. »Der Niederschlag der vergangenen Wochen war dringend notwendig, weil die tief wurzelnden Reben jetzt Wasserreserven für den vielleicht sehr trockenen Sommer haben«, sagte Hohl. Es sei aber noch zu früh, um auch über die Auswirkungen der kühleren Regenwochen auf Erträge und Qualität zu sprechen. »Im Juni blühen die Reben, dann darf es nicht mehr so viel regnen«, sagte der Winzer.

Regen, Gewitter und niedrige Temperaturen hatten in den vergangenen Wochen die Hoffnung auf einen warmen Frühling weitgehend zunichte gemacht. Nach Auswertungen von Meteorologen war Baden-Württemberg im April das nasseste aller Bundesländer.

Zufrieden äußern sich auch die Bauern: »Die Böden sind jetzt gut wassergesättigt«, sagt der Experte für pflanzliche Produktion im Landesbauernverband, Dominik Modrzejewski. Die Feuchtigkeit sei allerdings auch günstig für Pilze, die Krankheiten mit sich brächten. »Da muss nun natürlich gespritzt werden«, sagte der Referent. Die Bedingungen seien bislang günstig für die Bauern, zumal nach den größtenteils überaus trockenen vergangenen Jahren nun auch die tieferen Schichten wieder ausreichend Wasser hätten. Einziger Wermutstropfen: Die durchnässten Äcker sind schwer zu befahren gewesen, die Aussaaten von Mais und Kartoffeln haben sich verzögert.

»Wir sind bisher eigentlich zufrieden. Das Wetter ist uns entgegengekommen«, sagte auch Hans Lehar von der Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden. »Es hat sich alles gemächlich entwickelt, nichts ist nach oben geschossen und die Preislage ist stabil.« Viel Kühle und auch Regen sei durch Folien ausgeglichen worden beim Spargel und bei den Erdbeeren, die bislang noch vorwiegend als Tunnelware auf den Markt kamen. Vom Wochenende an sollen deutlich mehr Freiland-Erdbeeren angeboten werden. »Bei heißen Wetterperioden wächst alles zu schnell, dann gibt es zu viel Ware auf dem Markt und die Preise sinken«, sagte Lehar.

In den kommenden Tagen ist Regen in Baden-Württemberg nun kaum mehr in Sicht. Richtung Wochenende werden auch die Temperaturen wieder steigen, wie ein Experte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. »Das schönste Wetter soll es am Sonntag geben.« Zu früh sollte sich aber niemand freuen: Denn mit Schauern und Gewittern steht den Menschen im Südwesten ein unbeständiger Wochenstart bevor, wie der DWD-Sprecher mitteilte. Der Hochdruckeinfluss vom Wochenende werde wohl wieder schwächer.

© dpa-infocom, dpa:230518-99-734503/2